“European Industrial Hemp Association (EIHA)” jetzt offiziell gegründet – Internationale Hanf-Konferenz zeigt Optimismus angesichts steigender Nachfrage nach Fasern, Schäben und Samen

Am 23. November 2005 wurde die “European Industrial Hemp Association” ins Vereinsregister des Amtsgerichts Brühl unter der Nummer “VR 1397” eingetragen. Hiermit wurde der über 5-jährige Status eines rein informellen Verbandes, der am 14. September 2000 in Wolfsburg gegründet wurde, beendet und in einen offiziellen Verband überführt.

Auf der Mitgliederversammlung am 27. November in Hürth wurden Vorstand und Geschäftsführung des Verbandes einstimmig gewählt. Vorsitzender des Vorstandes (“Präsident”) wurde John Hobson, Hemcore Ltd. (Großbritannien), erster Stellvertreter Cesare Tofani, Fibranova (Italien), und zweiter Stellvertreter Bernd Frank, Badische Naturfaseraufbereitung GmbH (Deutschland). Die nova-Institut GmbH, Hürth, mit ihrem Geschäftsführer Michael Karus wurde für zunächst ein Jahr mit der Geschäftsführung von EIHA beauftragt.

Die European Industrial Hemp Association (EIHA) hatte bei ihrer Gründung sieben Mitglieder aus den EU-Ländern Großbritannien, den Niederlanden, Deutschland und Italien, allesamt Erstverarbeiter von Hanf (sog. Faseraufschlussbetriebe). Inzwischen liegen weitere 20 Anträge auf Mitgliedschaft vor, über die in Kürze entschieden wird. Interessenten finden das Antragsformular im Internet (www.eiha.org).

Die Satzung unterscheidet zwischen “ordentlichen” und “beigeordneten” Mitgliedern. Während jede Person oder Institution beigeordnetes Mitglied werden kann, ist “die ordentliche Mitgliedschaft auf juristische Personen oder Unternehmen beschränkt, die in der Weiterverarbeitung von Hanfstroh zu Fasern und Schäben oder Hanfrohstoffen … tätig sind”.

Für das kommende Jahr hat sich EIHA eine Reihe von Aktivitäten vorgenommen. Hier ist vor allem der Aufbau eines Content-Management-Systems zu nennen, das Studien und Hintergrundinformationen zu Anbau, Verarbeitung und Verwendung von Hanf über das Internet bereitstellen will. Des Weiteren ist eine Übersichtsstudie zu bislang durchgeführten Öko-Bilanzen für Hanfprodukte geplant sowie die Vorbereitung der nächsten EIHA-Konferenz Ende 2006.

Third International Conference of the European Industrial Hemp Association (EIHA) – Steigendes Interesse an Hanffasern und -schäben

Am 28. und 29. November 2005 fand die dritte internationale EIHA-Konferenz in Hürth bei Köln statt, die sich als Expertentreff der Naturfaserbranche in Europa und auch weltweit etablieren konnte. Dieses Jahr trafen sich 70 Experten aus 15 Ländern, um sich über die aktuellsten Entwicklungen rund um Hanf und andere Naturfasern zu informieren und sich in offener und freier Atmosphäre intensiv untereinander auszutauschen.

Das Spektrum der Teilnehmer reichte von Anbauberatung, Erst- und Weiterverarbeitung, Handel, Maschinenbau, Investoren über zahlreiche kleinere und mittlere Unternehmen bis zu weltweit agierenden Automobilkonzernen und Zulieferern. Allen gemeinsam war das Interesse an der Verwendung von Hanffasern und –schäben.

Aufgrund der steigenden Erdölpreise und der weltweit knappen Produktionskapazitäten für Kunststoffe werden Werkstoffe auf Basis von Naturfasern zunehmend interessanter für die Industrie. Gerade die Vertreter der Automobil- und Baustoffindustrie, die bereits umfassende Erfahrungen mit dem Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen haben, zeigten sich sehr aufgeschlossen, in den nächsten Jahren verstärkt auf Werkstoffe zu setzen, die weitgehend unabhängig vom Ölpreis sind. Nur so können die Unternehmen längerfristige Lieferverträge mit festen Preisen eingehen.

Die Hanfindustrie kann allerdings aktuell nur gerade eben mit der steigenden Nachfrage nach Naturfasern Schritt halten. Zwar konnten Anbau, Ernte und Verarbeitung in den letzten 10 Jahren so weit professionalisiert und modernisiert werden, dass gute Qualitäten über das ganze Jahr garantiert werden können.

Um aber die Nachfrage großer Unternehmen bedienen zu können, muss die Branche nachhaltig wachsen und die kleinen Unternehmen müssen Kooperationen eingehen, um den Großen Liefersicherheit geben zu können. Dies war ein wichtiges Thema auf der EIHA-Konferenz und es war unübersehbar, dass verschiedene Unternehmen hier bereits erste Schritte unternahmen und die EIHA-Struktur selbst eine wichtige Rolle spielen kann.

Rege Diskussionen gab es auch bezüglich der zukünftigen Verarbeitungsbeihilfe für Hanffasern durch die EU. Christian Renault, Geschäftsführer von AND-International (Paris) und Hauptautor der Ernst & Young-Studie “Evaluation of the Common Market Organisation for flax and hemp” für die EU-Kommission, stellte die wichtigsten Ergebnisse der Studie vor. Die anwesenden Experten stimmten seiner Analyse der Märkte, der Wertschöpfungen und der Preise weitgehend zu und ergänzten die Analyse durch ihre eigenen Erfahrungen.

Hanf-Kurzfasern, die für technische Anwendungen wie Wärmedämmung oder Verbundwerkstoffe produziert werden, haben es trotz steigender Nachfrage schwer, mit den Preisen von asiatischen Importfasern wie Jute und Kenaf zu konkurrieren.

Technische Hanf-Kurzfasern werden von kleinen regionalen Unternehmen produziert, die in Verarbeitung, Produktentwicklung und Marketing erheblich investiert sowie eine Vielzahl von Arbeitsplätzen geschaffen haben – die Ernst & Young-Studie zeigte an diesem Punkt, dass die Verarbeitung von Flachs und Hanf regional 4 bis 5 mal so viele Arbeitsplätze generiert wie der Anbau und die Verarbeitung von Weizen (bezogen auf dieselbe Anbaufläche). Die regional produzierten Hanfwerkstoffe und –produkte haben zudem gegenüber z.B. Erdöl-basierten Produkten erhebliche ökologische Vorteile.

Ein vorschnelles Ende der Verarbeitungsbeihilfe würde daher Strukturen gefährden, die in den nächsten 5 bis 10 Jahren erhebliche Wachstumspotenziale besitzen, wichtig für den Erhalt und Schaffung regionaler Arbeitsplätze, eine umweltfreundliche Landwirtschaft sowie für die Bereitstellung ökologischer Werkstoffe sind.

Die Hanfexperten unterstützten daher den Vorschlag der Studie, die Verarbeitungsbeihilfe für Flachs- und Hanf-Kurzfasern im nächsten Jahr nicht abzuschaffen, sondern eine einheitliche Verarbeitungsbeihilfe (Single-Aid) für Lang- und Kurzfasern einzuführen. Es wird erwartet, dass die EU-Kommission hierzu in Kürze einen Vorschlag unterbreiten wird.

Anfang 2006 erscheint die CD-ROM zum Dritten EIHA-Kongress mit sämtlichen Präsentationen und weiteren Informationen; sie kann über die EIHA-Internetseite bezogen werden.

Kontakt
European Industrial Hemp Association (EIHA)
Geschäftsführender Direktor:
Michael Karus (nova-Institut GmbH)
Goldenbergstr. 2
50354 Hürth
Tel.: +49-(0)2233-100 620, Fax: +49-(0)2233-94 36 83
E-Mail: info@eiha.org

Hier PDF-Download der Pressemitteilung

Fotos von John Hobson (Präsident), Cesare Tofani (1. Stellvertreter), Bernd Frank (2. Stellvertreter) and Michael Karus (Geschäftsführer) können unter der Internet-Adresse www.eiha.org (“statute and application form”) heruntergeladen werden.

Source

Pressemitteilung der European Industrial Hemp Association (EIHA) vom 2005-12-20.

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