EU: Pilotmarktinitiative für biobasierte Produkte und erneuerbare Energien

Verbesserungen bei Rechtsvorschriften, öffentlichem Auftragswesens und Normung in sechs "lead markets" geplant

Die Europäische Kommission schlägt vor, Marktpotenzial für innovative Produkte und Dienstleistungen zu erschließen, indem Hindernisse, die der Innovation entgegenstehen, in zunächst sechs wichtigen Märkten beseitigt werden: elektronische Gesundheitsdienste (“eHealth”), Schutztextilien, nachhaltiges Bauen, Recycling, biobasierte Produkte und erneuerbare Energien. Diese Märkte von hohem wirtschaftlichem und gesellschaftlichem Nutzen erzielen einen Jahresumsatz von mehr als 120 Mrd. Euro und bieten in der EU Arbeitsplätze für 1,9 Mio. Menschen. Bis 2020 dürfte in der EU mit der genannten Initiative der Umsatz auf über 300 Mrd. Euro steigen und die Zahl der Arbeitsplätze auf mehr als 3 Mio. anwachsen.

Mit der Pilotmärkte-Initiative für Europa (Lead Markets Initiative – LMI), die von der Kommission vorgeschlagen wurde, werden derartige Märkte durch die Verbesserung der Rechtsvorschriften, die Stärkung des öffentlichen Auftragswesens und die Entwicklung miteinander kompatibler Normen gefördert. Für europäische Unternehmen steigen so die Chancen, sich auf neuen Wachstumsmärkten weltweit mit einem Wettbewerbsvorteil als führende Anbieter zu positionieren. Ferner lässt sich mit der LMI das Wohlergehen der europäischen Verbraucher in Schlüsselbereichen rasch und deutlich verbessern.

Der für Unternehmens- und Industriepolitik zuständige Kommissionsvizepräsident Günter Verheugen erklärte: “Europa muss gezielter innovationsfreundliche Märkte ausbauen, indem Bedingungen geschaffen werden, die die Vermarktung innovativer Produkte und Dienstleistungen erleichtern. Für die Pilotmärkte-Initiative wurden aufstrebende neue Märkte ermittelt, in denen die Europäische Union das Potenzial besitzt, weltweit führend zu werden, und für die koordinierte Maßnahmen dringend erforderlich sind.”

Mit der LMI wird die Koordinierung politischer Maßnahmen in ehrgeizigen, auf diese Märkte ausgerichteten Aktionsplänen vordringlich. Die LMI erfasst zunächst folgende sechs Märkte:

  • Elektronische Gesundheitsdienste (eHealth): IKT-Lösungen für Patienten, medizinische Dienstleistungen und Zahlungsinstitute können zu einer besseren Pflege mit geringeren Kosten beitragen. Normung, beispielsweise unterschiedlicher Informationsaustauschformate, Zertifizierung von Systemen und groß angelegte Demonstrationsprojekte könnten zu einer besseren Bewältigung der Probleme beitragen, die durch ein “alterndes” Europa entstehen.
  • Nachhaltiges Bauen: Auf Gebäude entfällt der höchste Anteil des Endenergieverbrauchs in der EU (42%). Durch Gebäude entstehen auch ca. 35% aller Treibhausgasemissionen. Daher ist die Entwicklung nachhaltiger Lösungen von wesentlicher Bedeutung. Einige der vorgeschlagenen Maßnahmen zielen auf Orientierung hin zu innovativen Lösungen und Verringerung des Verwaltungsaufwands.
  • Technische Textilien für intelligente persönliche Schutzbekleidung und -ausrüstung: Derzeit wird dieser Markt in der EU auf ein Volumen von 10 Mrd. Euro geschätzt. Er verfügt über ein Wachstumspotenzial von rund 50% in den nächsten Jahren. Eine beschleunigte Entwicklung im Bereich technische Textilien könnte zu Spillover-Effekten in anderen Marktsegmenten der Textilbranche führen und so dem Pilotmarkt ein größeres wirtschaftliches Gewicht verleihen und die Wettbewerbsfähigkeit der gesamten Textilbranche erheblich verbessern.
  • Innovativer Einsatz biobasierter Produkte: Europa ist auf diesem Markt derzeit gut platziert. Es verfügt über fundiertes Know-how und nimmt in Technologie und Industrie eine Spitzenposition ein. Die Produkte werden allerdings nur zögernd angenommen, da eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich der Produkteigenschaften herrscht und die Markttransparenz zu wünschen übrig lässt. Kommunikation, Normung, Kennzeichnung und Zertifizierung könnten zur Überwindung dieser Probleme beitragen.
  • Wiederverwertung: Die Wiederverwertungsbranche erzielt einen Umsatz von 24 Mrd. Euro und beschäftigt rund eine halbe Million Menschen. In diesem Bereich besteht ein erhebliches Marktpotenzial, doch müssen die Hemmnisse für die Marktentwicklung beseitigt werden. Auch Effizienz und Kapazitäten können durchaus gesteigert werden, indem Innovationen gefördert und rationellere Verfahren und Technologien eingeführt werden.
  • Erneuerbare Energien: Die Entwicklung erneuerbarer Energien wird durch hohe Kosten, geringe Nachfrage, Marktzersplitterung und administrative und marktbedingte Hemmnisse gebremst. Ein flexibler, marktorientierter europäischer Rahmen sollte sicherstellen, dass 20% des Energiebedarfs durch erneuerbare Energie gedeckt werden. Von wesentlicher Bedeutung für die Branche ist es, die Entwicklung kohlenstoffarmer Technologien zu beschleunigen und Planungs- und Zertifizierungshemmnisse zu beseitigen.

Ganz entschieden setzt die Initiative auf einen wettbewerbs- und nachfrageorientiertes Konzept und vermeidet es, bestimmte Technologien zu begünstigen, d.h. die aufstrebenden Märkte können alle in Europa zur Verfügung stehenden neuen oder vorhandenen Technologien nutzen. Außerdem wird mit dem für die LMI gewählten Konzept die mit den Regeln des freien Wettbewerbs unvereinbare Bevorzugung bestimmter Unternehmen vermieden.

Das Konzept der LMI ist nachfrageorientiert. In allen sechs Bereichen lässt sich innerhalb relativ kurzer Zeit ein großes Marktpotenzial erschließen, was vor allem kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) zugute kommen könnte, die die treibende Kraft des Innovationsprozesses sind.

Die LMI ist Teil der breit angelegten Innovationsstrategie der EU, die auf einen besser koordinierten Einsatz aller verfügbaren politischen Instrumente zur Förderung der Innovation in Europa abstellt. Damit die Initiative ein Erfolg wird, müssen die Mitgliedstaaten sie unterstützen, und Unternehmen und andere private Interessengruppen müssen sich aktiv an ihr beteiligen.

Weitere Informationen zur LMI.

(Vgl. Meldung vom 2007-12-21.)

Source

Europäische Kommission, Pressemitteilung 2007-11-26.

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