EU-Agrarrat: Österreich setzt Biomasse-Aktionsplan auf Tagesordnung

Vorreiterrolle bei Biomasse soll konsequent ausgebaut werden

Auf Initiative von Österreich, das derzeit den EU-Ratsvorsitz innehat, wird beim ersten EU-Agrarministerrat in diesem Jahr am 23. und 24.01. auch der europäische Biomasse-Aktionsplan (BAP) auf der Tagesordnung stehen.

Landwirtschaftsminister Josef Pröll sieht – angesichts der immer stärker spürbaren Klimaveränderungen und insbesondere auch nach dem jüngsten Erdgas-Streit zwischen Russland und der Ukraine – den schrittweisen Umstieg auf erneuerbare Energieträger als Gebot der Stunde.

Der BAP wurde im Dezember 2005 von der EU-Kommission vorgestellt und sieht eine forcierte Nutzung von Biomasse-Energie aus Holz, Abfällen und Energiepflanzen sowie die verstärkte Forschung in diesem Bereich vor.

Bei dem am Montag beginnenden Agrarrat soll nach einer Präsentation dieses Plans durch die zuständigen EU-Kommissare Mariann Fischer Boel (Agrar) und Andris Piebalgs (Energie) ein erster Meinungsaustausch erfolgen.

Der Biomasse-Aktionsplan soll einen Beitrag zur Verringerung der Abhängigkeit Europas von fossilen Brennstoffen, zur Senkung der Treibhausgas-Emissionen, zur Sicherung von Arbeitsplätzen im ländlichen Raum und zum Ausbau der technologischen Führungsstellung der EU auf diesen Sektoren leisten.

Er sieht Maßnahmen auf folgenden drei Sektoren vor: Wärmeerzeugung, Stromerzeugung und Verkehr. Im Plan sind mehr als 20 Maßnahmen vorgesehen, die größtenteils ab 2006 umgesetzt werden.

Bis zu 300.000 Arbeitsplätze durch verstärkten Biomasseeinsatz

Nach Schätzungen der EU-Kommission könnte der Biomasseeinsatz durch die im Aktionsplan vorgesehenen Maßnahmen ohne Intensivierung der Landwirtschaft oder nennenswerte Auswirkungen auf die inländische Nahrungsmittelerzeugung bis 2010 auf ca. 150 Mio. t Öläquivalent (gegenüber 69 Mio. t im Jahr 2003) gesteigert werden.

Die Treibhausgas-Emissionen werden den Prognosen der Kommission zufolge dadurch um 209 Mio. t CO2-Äquivalent jährlich gesenkt. Weiters werden damit 250.000 bis 300.000 Arbeitsplätze geschaffen und die Abhängigkeit der Union von Energieeinfuhren von 48% auf 42% verringert. Die EU deckt derzeit 4% ihres Energiebedarfs durch Biomasse. Bis 2010 könnte dieser Anteil verdoppelt werden.

Österreich gehört zu Vorreitern bei Biomasse-Verwendung

Bezüglich der Verwendungsmöglichkeiten von Biomasse zur Wärmeherstellung hat die EU-Kommission insbesondere im Bereich des Hausbrands die Nutzung von Pellets hervorgehoben und empfiehlt, diese standardisierten Einsatzstoffe vermehrt zu nutzen.

Hier bietet sich für Österreich eine große Chance, denn die Alpenrepublik kann dabei ihre Erfahrungen hinsichtlich Effizienzkriterien für Biomasseanlagen aus dem klima:aktiv-Programm “Qualitätsmanagement Holzheizwerke” einbringen. Auch auf dem Fernwärmesektor kann Österreich bei der Umrüstung bestehender Heizwerke auf Biomasse auf Erfolge verweisen.

Im Bereich “Elektrizität aus Biomasse” verweist der Aktionsplan auf die Richtlinie zur Nutzung erneuerbarer Energieträger im Strombereich aus dem Jahr 2001. Hervorgehoben wird hier insbesondere die Erhöhung des Wirkungsgrades dieser Anlagen durch die kombinierte Nutzung von Wärme und Elektrizität. Österreich setzt diese Richtlinie bereits durch das Ökostromgesetz um.

Biokraftstoffe: Ehrgeizige Ziele gesetzt

Auch im Bereich Biokraftstoffe nimmt Österreich bereits eine Vorreiterrolle ein. Zur Umsetzung der entsprechenden EU-Verordnung steht es den Mitgliedstaaten frei, steuerliche Anreize oder Beimischungs-Verpflichtungen zu erlassen. Die Kommission lässt jedoch erkennen, dass Verpflichtungen vorzuziehen wären und verweist darauf, dass der Marktanteil von Biotreibstoffen in der EU erst bei durchschnittlich 0,8% liegt und es schwierig sein wird, den Zielwert von 5,75% bis 2010 zu erreichen. Österreich will diesen Wert bereits 2008 umsetzen.

Im Bereich der Forstwirtschaft verweist die Kommission auf die Schwierigkeiten, die nachwachsende Holzmenge tatsächlich zu ernten. In Österreich beschäftigt sich das klima:aktiv-Modul “Energieholz” mit dieser Frage.

Die Kommission stellt zudem fest, dass Abfall in vielen EU-Staaten ein ungenügend genutzter Energieträger sei. Deshalb bereitet sie eine Überarbeitung der Abfallrahmenverordnungen an, um dadurch die energetische Nutzung dieses Rohstoffes zu forcieren. Österreich verfügt bereits über mehrere moderne Abfallbehandlungsanlagen.

Bei Stromerzeugung aus Erneuerbaren EU-weit an erster Stelle

Österreich ist im Bereich Biomasse in der EU führend. 2004 wurden in der Alpenrepublik ca. 137 Petajoule (10% des Bruttoinlandverbrauches an Energie) aus Biomasse bereitgestellt.

Beim Einsatz erneuerbarer Energien liegt das Land mit einem Anteil von knapp 24% am Bruttoinlandsverbrauch EU-weit an dritter Stelle, bei der Stromerzeugung aus den Erneuerbaren mit einem Anteil von rund zwei Drittel sogar am ersten Platz.

Österreich kann sein Know-how im Bereich der Technologien für erneuerbare Energien mittlerweile auch sehr gut in Exporterfolge umlegen. So beträgt der Exportanteil der Erlöse bei Wasserkraft 90%, bei Solarthermie 56%, bei Biomasse 50% und bei Wärmepumpen 41%.

Beachtliche Wertschöpfung für heimische Wirtschaft

Diese Spitzenposition, die Österreich einnimmt, bedeutet, dass die heimische Wertschöpfung im Wirtschaftssektor “Erneuerbare Energie” bereits über EUR 1 Mrd. pro Jahr beträgt. Rund 17.000 Beschäftigte haben ihren Arbeitsplatz direkt oder indirekt auf Grund von Aktivitäten im Bereich der Erneuerbaren. Im Bereich Biomasse beträgt die Wertschöpfung EUR 279 Mio. pro Jahr, 4.856 Beschäftigte sind in diesem Bereich tätig.

Mit dem Beschluss eines europäischen Biomasse-Aktionsplanes während der österreichischen Präsidentschaft soll die EU ein klares Bekenntnis zu einer nachhaltigen Energiepolitik ablegen.

Download Biomasseaktionsplan

(Vgl. Meldung vom 2005-12-08.)

Source

AIZ.info vom 2006-01-21.

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