Im Forschungsprogramm “Fabrik der Zukunft” des Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie wurden in mehreren Forschungsprojekten die Grundlagen für die Umsetzung des Technologiekonzeptes einer Grünen Bioraffinerie geschaffen. In der Biogasanlage Utzenaich wurde eine derartige Demonstrationsanlage für die erste Grüne Bioraffinerie in Österreich errichtet. In dieser wird Gras zu Grassaft gepresst und daraus mit modernsten Trenntechnologien Milchsäure und Aminosäuren gewonnen. Die Grasfasern werden in der angeschlossenen Biogasanlage verwertet.
Die Verwertung von Gras aus Dauergrünland wird in Zukunft nicht mehr nur über den Rindermagen erfolgen. Vielmehr wird es auch einer anderen Nutzung zugeführt, um die Verwaldung von Grünlandflächen hintan zu halten. Grundsätzlich besteht die Möglichkeit, Gras in Biogasanlagen zu verwenden. Dies wurde aber bisher aus ökonomischen Gründen nicht umgesetzt. Durch die Koppelung an einen vorgeschalteten Prozess können jedoch wertvolle Chemikalien gewonnen werden, die das Gesamtsystem wirtschaftlich werden lassen. Die Kooperation der oberösterreichischen Bioraffinerie Forschungs- und Enwicklungs-GmbH mit Joanneum Research und dem Anlagenentwickler BioRefSys ist eine “Fabrik der Zukunft” und aus dem gleichnamigen Forschungsprogramm des Verkehrsministeriums gefördert.
Wird in einer gängigen Raffinerie ein Rohstoff durch Reinigung und Veredelung zu einem höherwertigen Produkt verarbeitet, geht es in der Bioraffinerie indes um Optimierung der Veredelungsprozesse und die Umwandlung “in so viele Produkte wie möglich”. In Utzenaich konzentriere man sich mehr auf die “stoffliche als die energetische Nutzung”, sagte Horst Steinmüller gegenüber dem Standard, Geschäftsführer des Energieinstituts an der Johannes-Kepler-Universität Linz und Projektleiter. Bevor Gras ganz einfach in die Biogasanlage wandert, was wenig ökonomisch ist, wandelt man es in der Bioraffinerie in Wertstoffe um. Die “Koppelnutzung” mache das Gesamtsystem erst wirtschaftlich.
Eine Tonne Silage, das ist etwas mehr als ein Siloballen, wird in der Grünen Bioraffinerie pro Stunde “abgepresst”. Dann trennt man in komplexen Verfahren Milchsäure und Aminosäuren ab. Der Markt für Milchsäure wird in Europa auf 100.000 Tonnen pro Jahr geschätzt, Österreich importiert 770 Tonnen jährlich. Gebraucht wird die Milchsäure für die Herstellung von Polylactiden, verformbaren Kunststoffen. Aminosäuren wiederum verwendet man in der Kosmetikproduktion.
In den nächsten 2 Jahren sollen die Umwandlungsprozesse – Pressvorgang, Reinigung, Trennung – optimiert werden. In einem ersten Schritt nimmt man das Pressverfahren genau unter die Lupe, ein wesentliches Kriterium dabei ist der Energieaufwand. Bei der Auftrennung in Milch- und Aminosäuren werden moderne Trennverfahren wie Membranverfahren, Elektrodialyse, Ionentauscher und Chromatografie angewandt, es gilt nun herauszufinden, welche Technologiekonfigurationen die beste Produktqualität liefern.
Weitere Informationen:
Source
Fabrik der Zukunft, 2009-05, und Der Standard, 2009-05-26.
Supplier
Bioraffinerie Forschungs- und Enwicklungs-GmbH
BioRefSys
Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT)
Joanneum Research
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