Die Zukunft baut auf Holz – Vorbehalte gehören ins Museum

Einst brachten deutsche und englische Zimmerleute den Holzbau nach Amerika, wo er bis heute boomt. Durch technische Entwicklungen und aufgrund seiner hervorragenden Öko-Bilanz erlebt Holz auch in Deutschland seit einigen Jahren eine Renaissance. Immer mehr Häuser werden in Holzbauweise errichtet.

In den vergangenen Jahrzehnten wurden hierzulande die weltweit höchsten Holzbaustandards entwickelt. “Keine zweite Bauweise in Deutschland verfügt über eine so gute und flächendeckende Qualitätssicherung und Güteüberwachung wie der moderne Holzbau”, erläutert Prof. Dr.-Ing. Stefan Winter vom Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion an der Technischen Universität München. Nahezu alle Holzhausbauer, die Fertighausindustrie ebenso wie die Zimmereibetriebe, unterliegen einer Eigen- und Fremdüberwachung. Darüber hinaus sind viele Firmen Mitglieder in Güte- und Qualitätsgemeinschaften.

Holz – der biogene Leitbaustoff der Zukunft

Energie sparendes Bauen und die so genannten Öko-Indikatoren spielen eine immer wichtigere Rolle im Bauwesen: Wie hoch ist der Energieaufwand für die Herstellung eines Gebäudes? In welchem Maße belastet die Errichtung eines Bauwerks vom ersten Spatenstich bis zum Einzug die Umwelt? “Solche Fragen gewinnen auf dem Weg zu einer nachhaltigen Wirtschaftsweise in Zukunft weiter an Bedeutung. Vor diesem Hintergrund wird auch die Bedeutung des Werkstoffs Holz aufgrund seiner positiven Ökobilanz weiter steigen”, ist Winter sicher.

Vollholz für den modernen Holzbau wird technisch getrocknet und hat daher einen sehr niedrigen Feuchtegehalt. Aus diesem Grund sieht das Baurecht bei den üblichen Konstruktionen des Ein- und Mehrfamilienhauses keinen vorbeugenden chemischen Holzschutz mehr vor. Der baulich konstruktive Holzschutz macht ihn entbehrlich. Dazu gehören beispielsweise ein ausreichender Dachüberstand, abgeschrägte Tropfkanten und ein ausreichender Abstand des Holzes vom Erdreich.

Moderne Holzhäuser haben übrigens mit alpiner Blockhausromantik nichts gemein. Die Fassadengestaltung ist unabhängig vom Werkstoff des Tragwerks. Holzhäuser können verklinkert, verputzt oder mit Holz-Glas-Fassaden gestaltet werden. Die Fertighausindustrie liefert 90 Prozent ihrer Häuser mit Putzfassaden.

Hoher Werterhalt bei langer Lebensdauer

Ob Holz, Stein oder Beton – die Gesamtnutzungsdauer wird heute für alle Ein- und Zweifamilienhäuser gleichermaßen bei 80 Jahren angesetzt. Die technische Lebensdauer eines modernen Holzhauses beträgt sogar 150 bis 200 Jahre. Winter: “Es gibt auch 500 Jahre alte Fachwerkhäuser, deren technische Lebensdauer noch lange nicht abgelaufen ist.”

Einige Banken bewerten moderne Holzhäuser inzwischen sogar höher als Gebäude in Massivbauweise. Denn immer mehr Geldinstitute berücksichtigen bei der Beleihung bzw. Finanzierung, ob die Errichtung eines Hauses unter einem Qualitätssicherungssystem erfolgt. “Und dies ist bei Holzbauten eher der Fall als im traditionellen Massivbau”, so Winter. “Durch den geregelten Prozess bei Holzbauten können Kreditgeber davon ausgehen, dass das Haus auch fertig gebaut wird.” Darüber hinaus werden in Zukunft bauphysikalische Eigenschaften wie Heizung und Energieverbrauch stärker in die Wertermittlung einfließen. Hier schneidet der Holzbau ebenfalls besser ab als vergleichbare Massivbauweisen, weil Holzhäuser in der Regel weniger Energie verbrauchen.

Kein höheres Brandrisiko

Der Brandschutz ist kein Grund, auf ein Holzhaus zu verzichten. Holzhäuser erfüllen wie alle anderen Bauweisen die geltenden Brandschutzanforderungen. Das Konstruktionsmaterial Holz wird in der Regel mit nicht brennbaren Gipsplatten verkleidet. Aber auch massive Holzbauteile, wie Balken und Stützen, brennen normalerweise nicht ganz ab. Sie verkohlen nur an der Oberfläche. Holz hat von Natur aus eine geringe Wärmeleitfähigkeit. Dadurch behält die Gebäudekonstruktion auch unter hohen Temperaturen lange Zeit ihre Festigkeit. Weltweite Untersuchungen belegen, dass durch eine erhöhte Holzverwendung kein erhöhtes Brandrisiko besteht. Denn das Brandentstehungsrisiko hängt nicht vom Konstruktionsmaterial eines Hauses ab, sondern von der Innenausstattung, vom Alter und Verhalten der Bewohner, vom Zustand der Elektroinstallationen und ähnlichen Faktoren.

Diese Erkenntnisse haben zu einer Änderung der Musterbauordnung geführt, die derzeit in den einzelnen Landesbauordnungen umgesetzt wird. Statt bislang drei- sind jetzt bis zu fünfgeschossige Wohngebäude in Holzbauweise erlaubt. In der Schweiz sind seit Januar 2005 sogar Holzbauten bis zu sechs Geschossen und Fassadenverkleidungen aus Holz bis zu acht Geschossen gestattet.

Hoher Schall- und Wärmeschutz

Moderne Holzkonstruktionen von Wänden und Decken sind vielschichtig aufgebaut und so aufeinander abgestimmt, dass die Schallübertragung optimal vermindert werden kann. So können selbst die Anforderungen an erhöhten Schallschutz problemlos erfüllt werden. Auch die Wärmedämmung kann Platz sparend in der Wandkonstruktion untergebracht werden. Entsprechend gering sind die Wanddicken. Dies bedeutet einen geringeren Flächenverbrauch. Das heißt: Bei gleichen U-Werten (das ist der Wärmedurchlasskoeffizient – früher k-Wert) und gleichen Wärmedämmeigenschaften sind im Regelfall die Holzkonstruktionen deutlich dünner als massive Wände und beanspruchen damit weniger Konstruktionsfläche. Hinzu kommt die geringe Wärmeleitfähigkeit von Holz. Winter: “Mit kaum einem anderen Baustoff ist es so leicht, eine wärmebrückenfreie und hochgedämmte Gebäudehülle zu konstruieren wie mit Holz.” Insofern ist es folgerichtig, dass für viele Passivhäuser Holz oder Holzwerkstoffe als Konstruktionsmaterial gewählt werden.

Aufgrund seiner ökologischen Vorteile wird das Holzhaus der Zukunft in der Lage sein, die für seinen Bau aufgewendete Energie zurückzugeben, indem es mit Solarenergie oder anderen Energiegewinnungstechniken kombiniert wird. Insbesondere wenn es im innerstädtischen, mehrgeschossigen Bereich, zum Beispiel in einer Baulücke, eingesetzt wird, kann es als Energiegewinnhaus sogar den denkmalgeschützten Mauerwerksnachbarn mitversorgen. Winter: “Durch die Kombination des biogenen Baustoffs Holz, der allein schon bei der Herstellung und Gewinnung energiearm ist, mit Energiegewinnungstechnologien werden unsere Häuser in Zukunft eher kleine Energiefabriken statt Energieverbraucher sein.” Auf dieses Ziel arbeitet die Forschung intensiv hin.

(Vgl. Meldungen vom 2005-09-01, 2005-08-16 und 2005-07-08.)

Source

Pressemitteilung des Holzabsatzfonds vom 2005-09-15.

Share

Renewable Carbon News – Daily Newsletter

Subscribe to our daily email newsletter – the world's leading newsletter on renewable materials and chemicals

Subscribe