Der Natur abgetrickst: Supergummi aus Insektenprotein

Man nehme: Ein Gen aus dem Erbgut der Taufliege, gebe es in das Bakterium Escherichia coli und bestrahle die daraus gewonnenen Proteine unter Licht mit einem Ruthenium-Katalysator. Man warte zwanzig Sekunden und erhält einen Supergummi mit bemerkenswerten Eigenschaften.

Nicht ganz so simpel, aber im Prinzip ähnlich verlief eine Entwicklungsreihe australischer Forscher, die mit dem Protein Resilin experimentierten. Resilin ist bereits bekannt dafür, dass es im Naturreich z.B. Flöhen zu ihren weiten Sprüngen verhilft und den Zikaden das Ohren betäubende Zirpen möglich macht.

Chris Elvin und seine Forscherkollegen der australischen Firma CSIRO Livestock Industries gelang es, diesen elastischen Naturstoff im Labor mittels Genversetzung synthetisch herzustellen. Nachdem sie den funktionellen Teil des Resilin-Gens aus dem Genom von Drosophila melanogaster in das Bakterium Escherichia coli geschleust hatten, begann das Bakterium sofort fleißig mit der Produktion einer flüssigen Vorform von Resilin. Diese konnte anschließend mittels Bestrahlung in besagtes Gummiprotein umgewandelt werden.

Dem biologisch abbaubaren Naturgummi, der im z.B. Laufe eines Insektenlebens über 500 Millionen Mal gedehnt werden kann, prognostizieren die Wissenschaftler ein breites Anwendungsspektrum im humanmedizinischen Sektor, zum Beispiel in der Implantationstechnik bei Gefäßprothesen oder für den Ersatz von Bandscheiben. Die einfache und ökonomisch interessante Herstellung dürfte hier ebenfalls überzeugen.

Source

www.wissenschaft.de und Nature (Band 437 Seite 999) vom 2005-10-15.

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