Beinahe 150 Millionen Tragetaschen aus Plastik oder Papier verbrauchen die Oberösterreicher jedes Jahr. Die OÖNachrichten haben die meist gekauften Sackerlarten auf ihre Umweltverträglichkeit und Tragekomfort getestet.
Papier, Plastik oder doch lieber ein Sackerl aus Bio-Kunststoff? Diese Frage stellt sich bei jedem Supermarktbesuch an der Kassa. “45 Prozent unserer Kunden greifen zu Plastik, gefolgt von Papier mit 35 Prozent und Bio-Kunststoff mit knapp 20 Prozent”, sagt SPAR Pressesprecherin, Nicole Berkmann.
Sackerl im Belastungstest
In der Redaktion der OÖNachrichten wurden die drei meist gekauften Sackerlarten (Papier, Plastik und Bio-Plastik) einem Härtetest unterzogen. Vollgepackt mit 1,5 Liter Mineralwasserflaschen wurden sie bis zur Materialermüdung getragen.
Das Ergebnis überraschte: Die Papiertasche fasste zwölf Flaschen und war selbst mit 18 Kilogramm Last – im trockenen Zustand – nur durch starkes Schütteln zum Reißen zu bringen. Ein feuchter Papiersack verweigerte allerdings schon bei fünf Flaschen seine Dienste.
Das normale Plastiksackerl war mit acht Flaschen prall gefüllt und zeigte schon nach einigen Gehminuten Ermüdungserscheinungen. Die Haltegriffe zogen sich in die Länge und schnürten die Hand des Trägers schmerzhaft ein. Nach einem beherzten Sprung mit dem Sackerl in der Hand, riss ein Griff und die Mineralwasserflaschen landeten unsanft auf dem Boden.
Mit ebenfalls acht Flaschen wurde ein Bio-Plastiksack befüllt. Trotz des etwas dünner wirkenden Materials hielt er unserem Belastungstest sogar etwas länger stand als das gewöhnliche Plastik.
Großmutters Stofftasche nahm an dem Test außer Konkurrenz teil. Sie erwies sich als unverwüstlich.
Die Zukunft ist Bio
Um vom klassischen Plastiksackerl wegzukommen, haben viele österreichischen Supermärkte ihr Tragtaschenangebot erweitert.
“Wir haben vor fünf Jahren Bio-Plastiksackerl bei uns eingeführt und sind von dem Erfolg sehr überrascht. Bereits heute greift jeder fünfte Kunde zu den kompostierbaren Tragtaschen”, sagt Berkmann.
Bio-Plastik wird aus Kartoffel- oder Maisstärke hergestellt und besitzt praktisch idente physikalische Eigenschaften wie herkömmliche Polymere aus Erdöl. Der große Unterschied zu normalem Plastik ist allerdings, dass sich Biokunststoffe unter bestimmten Bedingungen vollkommen und rückstandsfrei zersetzen.
“Die Verrottung der Bio-Polymere beginnt bei zirka 55 Grad Celsius und einer Luftfeuchtigkeit von mindestens 70 Prozent. Nach nur 40 Tagen haben sich die biologischen Kunststoffmoleküle beinahe vollständig zersetzt”, sagt Ewald Kapellner, Geschäftsführer des spezial Plastikproduzenten BioBag Austria in Linz. Bei Erdöl-Polymeren dauert die Zersetzung fast 400 Jahre. “Manche Anfragen unserer Kunden zeugen von großer Unwissenheit beim Thema Bio-Polymere. Viele wollen zum Beispiel wissen, ob sich unsere Sackerl bei Regen eh nicht auflösen”, sagt Kapellner.
Bio-Plastik kann je nach Erfordernis mit einer längeren oder kürzeren Lebensdauer hergestellt werden. Egal, ob Bio-Kunststoffe nach dem Gebrauch thermisch verwertet oder kompostiert werden: Der aus Pflanzen gewonnene Werkstoff setzt nur das CO2 frei, das die Pflanzen zu Lebzeiten aus der Atmosphäre entnommen haben. Im Gegensatz zu fossilen Rohstoffen sind sie also weitgehend CO2-neutral.
22 Jahre Bio-Plastik aus Oberösterreich:
Vor 22 Jahren begann Ewald Kapellner, Geschäftsführer von BioBag Austria sich mit Bio-Polymeren zu beschäftigen. Am Anfang noch als Nischenprodukt belächelt, ist Kapellner heute überzeugt, dass die Bio-Kunststoffe das herkömmliche Plastik über kurz oder lang ersetzen werden. Unter dem Motto “Große Feste ohne Reste” werden von Linz aus, mit internationalen Partnern, kompostierbare Kunststoff-Artikel in viele Länder exportiert. Konzerne wie Mc Donald‘s, Warner Brothers oder die US Navy zählen zu den Kunden.
Source
OÖ-Nachrichten, 2011-01-13.
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