Biotreibstoffe leisten wichtigen Beitrag zum Klimaschutz

Agrana: Potenzial in Österreich und der EU nützen

Anlässlich des Weltklimagipfels in Kopenhagen weist der Zucker-, Stärke- und Fruchtkonzern Agrana auf den bedeutenden Beitrag von Biotreibstoffen zur Reduzierung der CO2-Emissionen hin. Der Verkehrssektor gilt in Österreich als einer der beiden Hauptverursacher des Treibhausgas-Ausstoßes. Seit dem Jahr 1990 haben sich die Emissionen des Verkehrs in der Alpenrepublik nahezu verdoppelt.

“Nachhaltig erzeugte Biokraftstoffe können, wie die Klimabilanz 2007 mit einer Einsparung von 1 Mio. t CO2-Äquivalent bereits gezeigt hat, einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz und zur Sicherung der Energieunabhängigkeit leisten”, stellt die Agrana fest. Bis zum Jahr 2020 werde in der EU ein Anteil von 10% Kraftstoffen aus erneuerbaren Quellen vorgeschrieben. Österreich habe ein großes Potenzial an diesen regenerativen Rohstoffen, dessen Aktivierung in einer gemeinsamen Anstrengung vorangetrieben werden müsse. Bioethanol sei ein wichtiger Eckpfeiler dieser Strategie. Selbstverständlich habe die Lebensmittelerzeugung hierzulande beziehungsweise in der Union weiterhin oberste Priorität, ökologische und soziale Nachhaltigkeit sei in diesem Bereich oberstes Gebot.

In einer vor Kurzem publizierten Broschüre lifert die Agrana Fakten zum Thema biogene Kraftstoffe und räumt gleichzeitig mit weit verbreiteten Vorurteilen bezüglich der Umweltbilanz von Bioethanol sowie der Flächenkonkurrenz im Zusammenhang mit der Lebensmittelerzeugung auf.

Klimabilanz eindeutig positiv
Die Agrana betreibt gemeinsam mit den österreichischen Rübenbauern ein Bioethanolwerk in Pischelsdorf, NÖ, sowie im Rahmen ihrer Beteiligung an Hungrana eine kombinierte Stärke- und Bioethanolerzeugungsanlage in Ungarn. Um die Nachhaltigkeit der Produktion in diesen Anlagen zu überprüfen, erstellte das Institut für Energieforschung der Joanneum Research Forschungsgesellschaft sogenannte Lebenszyklus-Analysen. Dabei handelt es sich um Energie- und Treibhausgasbilanzen. Das Ergebnis ist eindeutig: Bioethanol aus den Produktionswerken in Österreich und Ungarn spart über den gesamten Lebenszyklus – von der Produktion der Rohstoffe, deren Düngung, Transport und Verarbeitung bis zum Einsatz dieses Treibstoffes im Motor – rund 50% an Treibhausgasemissionen gegenüber Benzin. Damit entspricht in Agrana-Werken produziertes Bioethanol bereits heute dem von der EU für das Jahr 2017 gesteckten Ziel einer Emissions-Einsparung von 50% gegenüber fossilen Kraftstoffen.

Dem positiven Umweltargument wird häufig die Flächenkonkurrenz von Nahrungsmitteln und Energie sowie die fehlende Nachhaltigkeit der Produktion von Biotreibstoffen – besonders in Entwicklungsländern – entgegengehalten. “Selbstverständlich muss die Nahrungsmittelproduktion immer Vorrang haben, doch eine Erzeugung von biogenen Treibstoffen in Industrieländern mit strukturellen Agrarüberschüssen ist sinnvoll, beeinträchtigt die Getreideverfügbarkeit nicht und bringt viele andere Vorteile”, unterstreicht die Agrana und verweist auf die Fakten:

Viele Agrarflächen in Europa lagen bis zur Aufhebung der 10%igen Flächenstilllegung durch die EU-Kommission Anfang 2009 brach. Ohne die Verwertung von Getreideüberschüssen in der Bioethanolproduktion müssten Agrarflächen wieder zwangsweise stillgelegt werden, um Übermengen zu vermeiden. Durch Bioethanol können europäische Getreideüberschüsse einer sinnvollen Verwendung zugeführt werden. Gleichzeitig wird hochwertiges und vor allem gentechnikfreies Eiweißfuttermittel produziert, das Sojafuttermittelimporte aus Übersee ersetzt und damit in den Exportländern Sojaanbauflächen für die Lebensmittelproduktion frei macht.

Nur 4% des Weltgetreide-Aufkommens für Biotreibstoffe eingesetzt
Biotreibstoffe seien – unter bestimmten Bedingungen – auch in Zeiten des Welthungers moralisch vertretbar, unterstreicht die Agrana und fordert diesbezüglich eine differenzierte Betrachtung: Ausgangspunkt einer Getreidepreis-Hausse seien meist schlechte Ernten in wichtigen Anbauländern und der dadurch bedingte Fall der internationalen Getreidelagerbestände. Angebotsbedingte Preiserhöhungen würden zudem durch Aktivitäten des internationalen Finanzsektors verstärkt. Dies sei zuletzt auch im Jahr 2007 deutlich geworden, als neben einigen Missernten auch die Vorboten der internationalen Finanzkrise einen wesentlichen Beitrag zum exorbitanten Anstieg der Getreidepreise leisteten. “Es sind vor allem diese beiden Faktoren, die immer wieder als Preistreiber auf den internationalen Getreidemärkten wirken, und nicht, wie oft fälschlicherweise behauptet wird, die Produktion von Bioethanol, für die im Jahr 2008 unter Berücksichtigung der erzeugten Futtermittel nur der geringe Anteil von 4% des Weltgetreideaufkommens eingesetzt wurde”, stellt der Stärkekonzern klar.

Grundsätzlich werden in Zeiten hoher Weltmarktgetreidepreise strukturelle Probleme im globalen Agrarsektor besonders deutlich. In den von Hunger am meisten betroffenen Ländern boten in vielen Fällen – neben jahrelangen Bürgerkriegen und korrupten Regimen – international niedrige Agrarpreise jahrzehntelang zu wenige Anreize für dringend notwendige Investitionen in die Landwirtschaft. Dadurch sind viele dieser Länder aufgrund fehlender eigener agrarischer Erzeugung gezwungen, auch in Zeiten hoher Preise Getreide am internationalen Markt einkaufen zu müssen. Unter geordneten politischen Verhältnissen, der Zurverfügungstellung von Saatgut für die armen Länder und fairen Marktpreisen für lokale Kleinbauern müsste niemand mehr Hunger leiden. Zur künftigen Ernährungssicherung der Weltbevölkerung sind vor allem nachhaltige Produktionsanreize für die landwirtschaftliche Rohstoffproduktion in den Entwicklungsländern erforderlich”, betonen die Agrana-Experten.

In Europa gelten nachhaltige Rahmenbedingungen für Biotreibstoffe
In Europa gelten im Übrigen ganz andere Rahmenbedingungen für die Biotreibstoff-Herstellung als in anderen Teilen der Welt. Alle Nutzpflanzen werden hier unter Einhaltung strenger Umweltkriterien angebaut, auch jene für die Energiegewinnung. In der EU werden keine Wälder für Bioethanol abgeholzt. Energiepflanzen werden auf bestehenden Flächen beziehungsweise ehemaligen Brachflächen angebaut, die in den letzten Jahren zwangsweise zur Exportbegrenzung stillgelegt waren. In den gemäßigten Regionen Europas benötigt man normalerweise auch keine künstliche Bewässerung für die Rohstoffe Weizen und Mais.

Selbst in Brasilien müsste kein Regenwald abgeholzt werden, um weitere Flächen für den Zuckerrohranbau zur Bioethanolproduktion zu gewinnen. Dieses Land bebaut derzeit ungefähr eine Ackerfläche von 67 Mio. ha, davon rund 8 bis 9 Mio. ha mit Zuckerrohr. Brasilien verfügt über ein weiteres Flächenpotenzial von rund 100 Mio. ha für die agrarische Nutzung, bestehend aus Brachland und Weideflächen und müsste daher keinen Regenwald oder Naturschutzgebiete antasten, um weitere Agrarflächen zu erschließen. Zu diesem Ergebnis kommt auch eine Studie des WWF Brasilien aus dem Jahr 2009. Zudem wären die Bedingungen in den dortigen Regenwaldgebieten für die Zuckerrohrproduktion nicht optimal.

Zweite Generation der Biokraftstoffe basiert auf der ersten
Um die Hoffnungen der Europäischen Kommission, das bis zum Jahr 2020 gesteckte Ziel der Substitution von 10% fossilen Treibstoffen durch biogene Kraftstoffe zu erfüllen, muss laut Agrana die jetzt verfügbare Technologie der ersten Generation optimal genutzt werden, denn diese dient als Wegbereiter zum Aufbau der Infrastruktur und des Marktes für eine zweite Generation biogener Kraftstoffe. Chancen sieht man auch in neuen Kraftstoffen wie E85, die bis zu 85% Bioethanol enthalten. Nachdem laut Experten der Peak-Oil, der Höhepunkt der weltweiten Ölförderung, bereits überschritten wurde und die Reduzierung der Treibhausgase dringend notwendig, sieht die Agrana im Verkehrsbereich – neben der Veränderung des individuellen Mobilitätsverhaltens – keine Alternative zu biogenen Treibstoffen.

Weitere Informationen
Broschüre: ‘Agrana Biothanol. Jetzt tankt die Umwelt auf.’ (PDF-Datei)

Source

AGRARNET AUSTRIA, Pressemitteilung, 2009-12-10.

Supplier

Agrana
European Commission
Joanneum Research
Peak Oil
WWF Deutschland

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