Biomasse – größter Beitrag zur Energiewende

Professor Konrad Scheffer vom Institut für Nutzpflanzenkunde an der Universität Kassel geht davon aus, dass in den nächsten Jahrzehnten Biomasseenergie den größten Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Energiemix ausmachen wird. Das seien vom jetzigen Energieverbrauch mindestens 20 Prozent. Das heißt: Wenn die Energieverbräuche insgesamt in Deutschland halbiert werden können, wären es 40 Prozent Biomasseanteil am Energiekuchen.

Professor Scheffer: “Der größte Anteil kommt aus dem landwirtschaftlichen Anbau von Energiepflanzen. Während mit Windkraft und Photovoltaik nur Strom produziert werden kann, der bei uns 17 Prozent des Endenergieverbrauches ausmacht, ist die als Biomasse gespeicherte Sonnenenergie in allen Energieformen umwandelbar. Zu ihrer Herstellung stehen die verschiedensten Konversionsverfahren wie Vergärung, Verbrennung, Vergasung, Pyrolyse, Ethanol-, Methanol, Wasserstoffsynthese, Motor-BHKW, Stirlingmotor, Brennstoffzelle u.a.m. zur Verfügung oder sind in Erprobung. Entscheidende Kriterien bei der landwirtschaftlichen Bereitstellung von Biomasse sind günstige Energie- und Ökobilanzen, d.h. hohe Flächenerträge bei Vermeidung umweltschädigender Maßnahmen und Nutzung einer Vielfalt von Pflanzenarten.”

Während mit Photovoltaik, Wind- und Wasserkraft nur Strom produziert wird, ist die speicherbare Biomasseenergie für alle Bereiche des Energiemarktes leicht einsetzbar.

Der Energiewert der Nahrung für die Weltbevölkerung beträgt nur ein Prozent der Gesamtbiomasse, die jedes Jahr auf unserem Planeten wächst. Zudem werden künftig viele Roh- und Wertstoffe aus der Vielfalt der heute noch ungenutzten Pflanzenarten hergestellt.

Nach Professor Scheffer bietet das Gewinnen von Energie aus nachwachsenden Rohstoffen große Chancen zur Entlastung der Umwelt bei ökologischer Landnutzung:

  • Die Pflanzen- und Tierarten nehmen wieder zu;
  • Bodenerosion wird verhindert;
  • CO2 wird entschieden weniger emittiert;
  • Vermeidung von Nährstoff- und Pestizideinträgen;
  • Erhaltung genetischer Ressourcen.

Hohe Erträge können bei ökologischem Anbau ohne hohen Energieeinsatz erreicht werden. Professor Scheffer fordert, dass Landwirte als künftige Energiewirte ihre Energie für den eigenen Hof selbst produzieren. Die einfachste Form dazu ist die Fermentation zu Biogas. Dabei können auch tierische Exkremente (Gülle) verwertet werden. Viel Mist bringt viel Energie.

Als Energiepflanzen empfiehlt Konrad Scheffer neben Raps, Schilfgräsern auch Getreide. Außerdem Rüben, Gras, Mais, Hirse, Sonnenblumen, Hanf, Ölrettig und Senf.

Artenvielfalt muss selbstverständlich sein. “Alte Sorten können höhere Erträge bringen als moderne Sorten. Ackerwildpflanzen sind für Kulturpflanzen nicht nur Konkurrenten um Standort, Wasser und Nährstoffe so wie Wirtspflanzen und Zwischenwirte für Krankheiten und Schädlinge, sondern auch mit ihren Blüten und Blättern Nahrungsgrundlage für viele Nützlinge eines Agrarökosystems. Sie sind somit Teil der Artenvielfalt, die angestrebt wird”, argumentiert Professor Scheffer gegenüber Kritikern aus der Umweltszene.

Der Pflanzen-Professor hat Ernten zwischen 18 und 25 Tonnen Trockenmasse pro Hektar und Jahr erwirtschaftet. Das sind 50 Prozent mehr Erträge als bei konventionellem Anbau und entspricht 8.000 bis 11.000 Litern Heizöl pro Jahr.

Infos: scheffer@uni-kassel.de

Source

Franz Alt - www.sonnenseite.com-Newsletter vom 2002-07-01.

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