Biomasse: Energie aus Nachwachsenden Rohstoffen

Kostengünstiger Miscanthusanbau in Polen

Die WirtschaftsWoche berichtet in ihrer aktuellen Ausgabe (14/2007) ausführlich über die Potenziale und Hemmnisse bei der energetischen Nutzung von nachwachsenden Rohstoffen und erneuerbaren Energien. Tenor: “Die Natur hält alles bereit, was die Menschheit braucht, um ihren Energiebedarf klimaneutral zu decken. Aber die Umstellung auf erneuerbare Energien braucht Zeit – und ist teuer.”

Aus dem Beitrag:
“Miscanthus gehört in der Tat zu den Mitteln, die die Welt hat, um dem Klimawandel entgegenzuwirken. Stroh gehört ebenso dazu wie jeglicher Bioabfall, Sonnenlicht und Sonnenwärme, Wind oder Geothermie (…). “Selbst Deutschland könnte sich mittelfristig ohne Kohlendioxidemissionen mit Energie versorgen”, weiß Volker Quaschning, Professor für Regenerative Energiesysteme an der Fachhochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin. Einzige Bedingung: “Man muss bereit sein, viel Geld dafür zu zahlen.”

Albrecht v. Hagen sieht jedoch besonders in Osteuropa große Potenziale, um Energie aus Miscanthus wettbewerbsfähig zu produzieren: “Auf Hunderttausenden Hektar sollen die Landwirte Miscanthus anbauen, um daraus synthetischen Kraftstoff zu gewinnen. Der Ertrag liegt bei 6000 Liter pro Hektar und Jahr”, sagt Hagen. Eine fast viermal so große Fläche wäre nötig, um die gleiche Menge Biodiesel aus Rapssaaten herzustellen.”

Insgesamt seien bereits 200 Anlagen, in denen der gehäckselte Miscanthus in synthetischen Treibstoff umgewandelt wird, in Polen geplant. Die erste soll noch in diesem Jahr in Betrieb gehen.
Diese 200 Anlagen könnten jährlich 1,2 Milliarden Liter (eine Million Tonnen) SynFuel erzeugen. Zum Vergleich: Deutschland verbraucht jährlich rund 25 Millionen Tonnen Diesel. Die notwendige Anbaufläche liegt bei 200.000 Hektar, das ist weniger als ein Prozent der Fläche ganz Polens.

Entwickelt hat die Technik MME Technology im westfälischen Bünde. Eckhard Siekmann, technischer Leiter bei MME, verspricht Produktionskosten von 30 Cent pro Liter. In Bünde läuft bereits eine Pilotanlage, die stündlich bis zu 1.000 Liter SynFuel aus Stroh erzeugt. Anders als Biodiesel lässt sich dieser Treibstoff ohne jede Umrüstung in allen Dieselfahrzeugen verbrennen. Shell mischt SynFuel – in diesem Fall allerdings aus Erdgas hergestellt – bereits seinem Kraftstoff V-Power Diesel zu.

Auch in anderen Weltregionen lässt sich die schnell wachsende Pflanze anbauen, die sich mit wenig Wasser begnügt, in Norddeutschland etwa. Dort reduziert sich die Niederschlagsmenge bis zum Ende des Jahrhunderts um 50 Prozent, so eine Studie der Climate & Environment Consulting Potsdam, die vom Umweltbundesamt bestellt wurde. Unter diesen Bedingungen lässt sich die traditionelle Landwirtschaft dort nicht mehr aufrechterhalten.

Technologie zur Biomassenutzung
Vor allem in Deutschland haben mehrere Unternehmen und Institute Verfahren für eine neue Generation von Biotreibstoffen entwickelt. Neben MME sind das laut WirtschaftsWoche:

  • Choren Industries: 15.000-Tonnen-Anlage zur Produktion von SynFuel im sächsischen Freiberg für dieses Jahr geplant, bis 2009 erste kommerzielle 200.000-Tonnen-Anlage in Lubmin an der Ostsee mit Shell in Planung
  • Clyvia, Wegberg bei Aachen: SynFuel aus Altöl und Kunststoff, aber auch für Biomasse geeignetes Verfahren
  • Alphakat, Buttenheim: Umwandlung von Kunststoffen, Altöl und Raffinerierückstände, bisher nur im Ausland aktiv.
  • Forschungszentrum Karlsruhe und Lurgi AG: BioLiq, ein zweistufiges Verfahren speziell für Biomasse. In der ersten Stufe entsteht dezentral eine Art Öl, das in großen Raffinerien zentral weiterverarbeitet wird
  • Massachusetts Institute of Technology und Integrated Environmental Technologies, Richland/ Washington: Verfahren, das für jede Art von Abfällen geeignet ist, die aus Kohlenwasserstoffen bestehen, also für Biomasse und Kunststoffe

(Vgl. Meldungen vom 2007-03-30, 2007-02-20 und 2007-03-30.)

Source

WirtschaftsWoche, Ausgabe 14/2007, 2007-04-04.

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