Biokraftstoff-Experte: In Zukunft verstärkter Biodiesel- und Bioethanoleinsatz

Manfred Wörgetter von der 16. Euro-Saat-Fachtagung auf der Rieder Messe

Zur Entschärfung der Treibstoffsituation in Europa werde man in den nächsten fünf Jahren verstärkt auf Biodiesel und Biosprit setzen, die bereits marktreif seien. Diesen Ausblick gab Manfred Wörgetter heute im Rahmen der 16. Euro-Saat-Fachtagung der Rieder Messe. Wörgetter leitet die Landtechnische Forschung an der FJ-BLT (Biomass-Logistics-Technology) Wieselburg(Österreich) und war maßgeblich an der Entwicklung des Biodiesel-Sektors beteiligt.

Mit dem Biokraftstoff-Thema machte die von der Saatbau Linz initiierte Fachtagung, die inzwischen zu einem Fixpunkt der Rieder Messe geworden ist, heuer einen scheinbaren Abstecher von den bisherigen Pflanzenbau-Schwerpunkten. Jedoch nur scheinbar, denn Pflanzen und deren spezielle Züchtungen sind die Grundlage der neuen – oder besser gesagt, der wieder entdeckten – Treibstoffgeneration. Das Angebot ist derzeit noch bescheiden, das Potenzial hingegen steigend. Auf diesen Bereich setzen zunehmend Energieverbraucher und Landwirtschaft. Insbesondere der Agrarsektor sieht in diesem Sektor eine ausbaufähige Chance für Absatz und Arbeitsplätze.

Große Vielfalt bei der Entwicklung

Eine fieberhafte Suche nach alternativen und insbesondere erneuerbaren Energiequellen gibt es seit Jahren, denn die fossilen Energieträger gehen allmählich zur Neige und ihr ungehemmter Verbrauch ist umweltgefährdend. Als Treibstoff-Alternativen stehen für Wörgetter umgeesterte Pflanzenöle, bekannt als Biodiesel und Biosprit, aus Stärke- oder Zucker-haltigen Pflanzen als Benzinbeimischung oder Vollersatz im Vordergrund.

Begrenzend sind bei beiden Produktgruppen die landwirtschaftliche Erzeugungskapazität – vor allem bei Raps – und teilweise auch der Absatz der Nebenprodukte in der Fütterung. Während Biosprit aus brasilianischem und US-amerikanischem Zuckerrohr und Mais bereits gut eingeführt ist, steht Europa, das zur Spritproduktion Getreide verwendet, gerade erst am Beginn. Eine wirklich große Biodieselproduktion wird durch das Rapsangebot begrenzt, doch stehen gebietsweise auch Sonnenblumen und Soja zur Verfügung.

Im Hinblick auf den so oft erwähnten Einsatz von reinem Pflanzenöl nimmt Wörgetter nach eigenen Angaben solange eine skeptische Haltung ein, bis die Motorenhersteller spezielle Pflanzenöl-Motoren anbieten, beziehungsweise sich wenigstens eines der vielen Umrüstsysteme als funktionell und preiswert erweist. Der derzeit in Kooperation mit Wieselburg laufende Versuch, in dem 35 auf Pflanzenöl umgerüstete Traktoren getestet werden, könnte dabei zum Wegweiser werden.

Große Konzerne an Entwicklung beteiligt

Pflanzenöle, Bio-Ethanol und Biodiesel gelten als erste Generation nachwachsender Treibstoffe, die sich aber selbst noch in der Einführungsphase befindet. Eine zweite Generation kündigt sich aber bereits in Form von verflüssigter Biomasse, Synthesegas und Biogas, Holz und Holzabfällen, Kohle und Koks an. Erdgas und das geringere Mengen an Methan (CH4) liefernde Biogas fungieren als Ausgangsmaterial für motortaugliche Gase oder verflüssigte Treibstoffe wie BtL (Biomass to Liquid).

Bei den intensiven Forschungsarbeiten wird teilweise an früher gängige Produktionsmethoden wie Pyrolyse, Methansynthese (Leuna) oder das Fischer-Tropsch-Verfahren angeknüpft und neue Erkenntnisse und Verfahren ergänzt. Die großtechnische und wirtschaftliche Machbarkeit wird erst in einigen Jahren zur Entscheidung stehen. Da sich aber bereits Konzerne wie Shell, Mercedes und VW intensiv an solchen Entwicklungen beteiligen, wird dem Thema dennoch eine große Bedeutung beigemessen.

Richtige Sortenauswahl entscheidend

Egal, ob Biodiesel, Bio-Ethanol oder das vorerst überwiegend für die Verstromung genutzte Biogas erzeugt werden sollen: Ihre Wirtschaftlichkeit hängt auf der Rohstoffseite sehr stark von den dafür notwendigen Pflanzen ab. Damit ist das optimale Saatgut gefragt.

Johann Birschitzky von der Saatzucht Donau und Karl Mayr von der Landwirtschaftskammer Steiermark skizzierten in diesem Zusammenhang die aktuelle Entwicklungsarbeit. Aus je 100 kg Stärke können demnach bis zu 62 l Alkohol gewonnen werden. Nach deutschen Erfahrungswerten liefert 1 t Getreide knapp 400 l Bioethanol. Weizen rangiert dabei vor Triticale. Neben der Züchtung auf Stärke ist für die Alkoholproduktion auch eine wirksame Fusarium-Resistenz anzustreben, da die sonst drohenden Mykotoxine in dem anfallenden Futtermittel (DDGS) auf das 2,5-Fache aufkonzentriert werden können. Weizen und Triticale ergeben auch in Österreich ein größeres Rohstoffpotenzial für die Biotreibstoffproduktion.

In der aufstrebenden Biogasproduktion steht der Methanertrag je ha im Vordergrund. Mais ist diesbezüglich führend. Die Methanausbeute schwankt aber nach Sorten und Erntezeitpunkt sehr stark von 150 bis 400 l je kg Trockenmasse.

(Vgl. Meldung vom 2005-08-24.)

Source

AIZ vom 2005-09-08.

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