Bioenergiemarkt bringt neue Absatzwege

Neuorientierung der Getreidemärkte

Zur diesjährigen gemeinsamen Pressekonferenz des Bundesverbandes der Agrargewerblichen Wirtschaft e.V. (BVA) und des Deutschen Verbands Tiernahrung e.V. (DVT) am 8.3.2007 in Bonn erschienen zahlreiche Journalisten der Fachpresse, aber auch der allgemeinen Printmedien. Gemeinsam vertraten Bruno Fehse, Präsident des BVA sowie Dr. Heinz Roling, Präsident des DVT die Positionen des Handels und der Futtermittelwirtschaft.

BVA-Präsident Bruno Fehse gab einen ausführlichen Überblick über die Themen, die den Agrarhandel aktuell beschäftigen. Dabei unterstrich er die derzeit positive Grundstimmung am Getreidemarkt. In seinem Pressestatement erläuterte Fehse die Gründe, warum es in 2006 noch während der Ernte zu einem kontinuierlichen Preisanstieg gekommen war. So führte neben den niedrigen Getreideernten in Deutschland und der EU ein kräftiger Export in der Spitze zu einem Preisanstieg von 40 – 60% gegenüber dem Vorjahr.

Außerdem war in 2006 erstmals eine merkliche Veränderung in der Binnennachfrage zu verzeichnen – die steigende Nachfrage für Energie zur Bioethanolherstellung war auf den Märkten deutlich spürbar. Die Entwicklung neuer Energieformen und der Aufbau neuer Verarbeitungskapazitäten wirken sich auch auf die Agrarhandelsbranche aus, erläuterte BVA-Präsident Bruno Fehse. Die erneuerbaren Energien bieten dem Getreidesektor neue Absatzwege. Mit einem Getreideverbrauch von 1,5 Mio. t in der Saison 2006/07 haben sich die Bioethanolhersteller zu einem ernsthaften Abnehmer am Getreidemarkt entwickelt.

Im kommenden Jahr soll der Bedarf auf 1,8 Mio. t ansteigen. Weitere Anlagen zur Bioethanolherstellung sind momentan in Planung. Die Verarbeiter sind dabei in der Regel auf die Lagerkapazitäten im Handel und auf eine schlagkräftige Logistik angewiesen. Besonders für Großanlagen in der Bioenergieproduktion übernimmt der Agrarhandel eine wichtige Bündlerfunktion, fasste Bruno Fehse die Entwicklungen zusammen.

Auch die Ölsaaten profitieren von der Entwicklung des Biokraftstoffsektors. Die Nachfrage nach Ölsaaten wird sich nach Einschätzung der EU-Kommission bis 2013 von 10,1 auf 18,8 Mio. t nahezu verdoppeln. Dies hat bereits zu einer kräftigen Ausdehnung der Anbauflächen geführt. Bei der Aussaat zur Ernte 2007 hat der Anbau in Deutschland ein neues Rekordniveau erreicht, die Fläche stieg von 1,37 auf 1,5 Mio. ha. Die im vergangenen Jahr beschlossene Teilbesteuerung von Biodiesel und Pflanzenöl und die Beimischungsquoten haben das Marktgleichgewicht und die Wettbewerbsfähigkeit in diesem Marktsegment allerdings empfindlich gestört.

Die Produktion von reinem Biodiesel (B100) ist seit Jahresbeginn schätzungsweise um über 50% zurückgegangen. Seit Jahresanfang verfügt Deutschland über Kapazitäten für eine jährliche Produktion von rund 4,5 Mio. t Biodiesel – hiervon können jedoch über den Beimischungsmarkt nur rund 1,5 Mio. t an die Mineralölindustrie abgesetzt werden. Der BVA unterstützt daher die Bemühungen der Branche, eine Korrektur in der Besteuerung von Biodiesel und Pflanzenöl als Reinkraftstoff herbeizuführen.

Ein weiteres wichtiges Thema im Rahmen der Pressekonferenz des BVA war die durch die Neuorientierung der Getreidemärkte bedingten Vermarktungsrisiken. Bruno Fehse sieht die Getreidemärkte sowie alle Wirtschaftsstufen zu Beginn der neuen Saison vor neuen Herausforderungen. Der Einfluss der bisher gängigen Marktinstrumente, wie der Intervention, schwindet. Neue Marktteilnehmer aus dem Bioenergiesektor sowie die Marktöffnung durch die EU-Erweiterung werden in Zukunft einen stärkeren Einfluss auf die Warenströme und die Volatilität der Getreidemärkte ausüben. Es ist damit zu rechnen, dass die Läger der Getreideintervention bis zum Saisonende geräumt sind. Auf die Marktwirkung von Interventionsfreigaben können die Verarbeiter dann nicht mehr setzen.

Die Vermarktungsrisiken an den Märkten für Agrarrohstoffe werden steigen und mit aller Härte auf Landwirtschaft, Handel und Verarbeiter durchschlagen, so Bruno Fehse. Angesichts zunehmend volatiler Märkte empfiehlt der BVA daher, dass sich die Marktteilnehmer intensiver als zuvor mit den verschiedenen Instrumenten des Risikomanagements in der Agrarwirtschaft auseinandersetzen. Dazu gehören u.a. die Warentermingeschäfte als auch vertragliche Vereinbarungen zwischen den Marktpartnern. In der Diskussion mit den Journalisten machte Fehse deutlich, dass angesichts steigender Vermarktungsrisiken das Interesse in der Getreidewirtschaft in letzter Zeit deutlich gestiegen sei.

Da aber Preise nicht immer nur nach oben gehen, hat er sich in diesem Zusammenhang erneut für die Beibehaltung der Getreideintervention in modifizierter Form als unteres Auffangnetz für den Getreidemarkt ausgesprochen. Bezüglich des Eckpunktepapiers zur Gentechnik forderte Fehse klare Regeln zur Kennzeichnung und Schwellenwerte, die die Wirtschaft nicht überfordern.

Im Anschluss an die Ausführungen der Verbandsvertreter schloss sich eine lebhafte Diskussion an. Die Pressekonferenz bot wieder eine gute Gelegenheit, einer breiten Öffentlichkeit die Vielfalt der Themen, die unsere Branche bewegen, deutlich zu machen. Gleichzeitig konnten Forderungen und Lösungsvorschläge an Politik und Verwaltung formuliert werden. Das Presse-Statement des BVA-Präsidenten Bruno Fehse, die Pressemitteilungen von BVA und DVT sowie Bilder von der Pressekonferenz finden Sie auf dieser Webseite.

Source

Bundesverband der Agrargewerblichen Wirtschaft e.V. (BVA), 2007-03-08.

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