Baumwollpreis kurzzeitig auf 14-Jahre-Hoch

Preise werden neben Ernteschäden durch stetig steigende Nachfrage aus China und anderen aufstrebenden Nationen hoch getrieben

Unter den Agrarprodukten, die sich in jüngster Zeit massiv verteuert haben, ist die Naturfaser Baumwolle zu finden. Diese unterliegt regelmässig grossen Preisschwankungen.

Jüngst haben sich besonders im Agrarbereich eine Reihe von Rohwaren wieder stark verteuert. Dazu gehört auch Baumwolle. Hatte Baumwolle an der IntercontinentalExchange (ICE) noch zur Jahresmitte bei rund 75 Cent / Pfund gelegen und zu Beginn des Vorjahres noch tiefer, so sind die Preise inzwischen auf über $ 1.20 / Pfund geklettert. Zu Wochenbeginn wurde kurzzeitig sogar ein Preis von $ 1.2470 / Pfund registriert. Das war der höchste reale Preis seit rund 140 Jahren, als an der damaligen New York Cotton Exchange der Handel mit Baumwoll-Futures eingeführt wurde.

Oft grosse Schwankungen
Derweil die ICE-Notierung stark mit der amerikanischen Baumwollproduktion verbunden ist, reflektierte der seit 1966 täglich errechnete Cotlook-A-Index eine stärker international ausgerichtete Preisentwicklung; er wird zurzeit aus den fünf billigsten asiatischen Angeboten berechnet. Im Jahr 1966, als noch europäische Baumwolle berücksichtigt wurde, hatte der Index bei 31,05 Cent / Pfund gelegen. Am Mittwoch betrug er 147 Cent / Pfund, nachdem er noch Anfang September bei 94 Cent gelegen hatte. Die Baumwollpreise unterlagen seit je vergleichsweise deutlichen Schwankungen, und die heutigen Baumwollpreise sind die höchsten nominalen seit 1996. Noch im Jahr 1973 hatte die Notiz für die Naturfaser am US-Markt bei über 4 $ gelegen.

Derweil unlängst ein heftiger Hagelsturm in Texas für Gerüchte über grosse Ernteschäden sorgte, ist es letztlich die stetig steigende Nachfrage aus China und anderen aufstrebenden Nationen, welche den Preis nach oben treibt. Gleichzeitig ist es in den Vereinigten Staaten, welche nach China nach wie vor einer der wichtigsten Produzenten sind, zu einer Produktionsstagnation gekommen; viele Farmer sind auf ertragsreichere Pflanzen wie Sojabohnen umgestiegen.

Aber auch in China selber ist die Anbaufläche nur marginal grösser geworden, und wetterbedingte Einflüsse könnten das Angebot zusätzlich dezimieren. Dazu kommt, dass die pakistanische Baumwoll-Ausbeute wegen der jüngsten verheerenden Überschwemmungen ebenfalls kleiner ausfallen dürfte. Schliesslich ist die Rede davon, dass Indien aus der Befürchtung heraus, die Versorgung im eigenen Land nicht sicherstellen zu können, zu Exportbeschränkungen schreiten könnte.

Diese Fakten waren weitherum bekannt, als das amerikanische Landwirtschaftsministerium bekanntgab, in den letzten fünf Jahren habe die Nachfrage nach Baumwolle das Angebot stets übertroffen. Man darf davon ausgehen, dass die höheren Preise auf die Bekleidungsindustrie durchschlagen werden, wobei der Einfluss vor allem bei den billigeren Produkten grösser sein wird.

Source

NZZ online, 2010-10-29.

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