AVA-CO2 startet Forschungsprojekt zum Ersatz von karzinogenem Formaldehyd durch bio-basiertes 5-HMF

Biotechnologie und Schweizer Wissenschaft - gemeinsam für eine saubere Umwelt

Die Formaldehyd-basierte Harzfertigungsindustrie steht vor einer wachsenden Herausforderung. Die Verwendung der Chemikalie Formaldehyd, ein Karzinogen mit schädlichen Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit, stößt in der Öffentlichkeit und der Politik zunehmend auf Kritik. Am 6. Juni 2014 wurde die 6. Anpassung der CLP (Classification, Labelling und Packaging) Verordnung an den technischen und wissenschaftlichen Fortschritt im EU-Amtsblatt veröffentlicht. Die dabei erfolgte Einstufung von Formaldehyd als krebserregend und erbgutverändernd hat weitreichende und teilweise unmittelbare Auswirkungen für Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen, insbesondere auch der Möbelindustrie. AVA-CO2 startet nun zusammen mit dem Institut für Werkstoffe und Holztechnologie der Berner Fachhochschule ein von der Schweizer Kommission für Technologie und Innovation (KTI) gefördertes Forschungsprojekt zum Ersatz von Formaldehyd durch die unbedenkliche, bio-basierte Plattform-Chemikalie 5-HMF (5-Hydroxymethylfurfural).

Formaldehyd ist eine der wichtigsten organischen Grundstoffe in der chemischen Industrie und dient als Ausgangsstoff für viele chemische Verbindungen. In der EU werden rund 10 Mio. Tonnen, weltweit 47 Mio. Tonnen produziert. Bis 2017 soll die globale Produktionsmenge auf 52 Mio. Tonnen steigen. Ein Großteil des synthetisierten Formaldehyds wird zur Produktion von Leimen und Tränkharzen für Holzwerkstoffe verwendet. Leimharze werden zur Herstellung von Sperrholz-, Tischler-, oder Spanplatten (MDF und OSB) für den Einsatz zum Beispiel in der Möbelindustrie eingesetzt. Die erfolgte Einstufung von Formaldehyd als krebserregend und erbgutverändernd hat weitreichende und teilweise dramatische Auswirkungen für die verarbeitende Industrie.

Das aus Biomasse hergestellte 5-HMF wird als möglicher Ersatzstoff für Formaldehyd in einer Reihe von Studien für die Synthese von Phenolharzen (PF), Melaminharzen (MF) und Harnstoffharzen (UF) untersucht. Ziel dieser Untersuchungen ist der teilweise bzw. vollständige Ersatz von Formaldehyd in den entsprechenden Werkstoffen, um die Emission von Formaldehyd zu vermindern bzw. ganz zu unterbinden. Beim teilweisen Ersatz von Formaldehyd in diesen Produkten durch 5-HMF kann durch Quervernetzung die Freisetzung von Formaldehyd teils drastisch reduziert werden. Ein vollständiger Ersatz durch 5-HMF würde Formaldehydemission entsprechend vollständig eliminieren.

Ziel des durch die Schweizerische Kommission für Technologie und Innovation (KTI) geförderten Projekts mit dem englischen Titel “Development of a formaldehyde-free urea type adhesive for the manufacturing of wood-based panels” ist es, auf Basis von 5-HMF einen formaldehydfreien, nachhaltigen und gesundheitlich unbedenklichen Klebstoff für den industriellen Einsatz in der holzverarbeitende Industrie zu entwickeln.

Was ist 5-HMF?

5-HMF ist eine bio-basierte Plattform-Chemikalie mit einer Aldehyd- und einer Alkohol- funktionellen Gruppe. Die besonderen Eigenschaften von 5-HMF führen zu vielfältigen Einsatzmöglichkeiten in unterschiedlichen Bereichen. Die Oxidation zu FDCA (Furandicarbonsäure) bildet die Basis für die Herstellung von PEF (Polyethylenfuranoat).

PEF ist ein bio-basierter Ersatz für erdöl-basiertes PET und kann z.B. für die Herstellung von Getränkeflaschen oder Lebensmittelverpackungen eingesetzt werden. Auch in der Textilindustrie oder Medizinaltechnik kann PEF eingesetzt werden. 5-HMF findet zudem in der pharmazeutischen Industrie als API (active pharmaceutical ingredient), in der Lebensmittelindustrie oder Agro-Chemie Anwendung. Auch als möglicher Ersatzstoff für das karzinogene Formaldehyd kann 5-HMF möglicherweise in Zukunft eingesetzt werden.

Über die Berner Fachhochschule

Die Berner Fachhochschule BFH ist eine anwendungsorientierte Hochschule. Neben der Lehre gehören Weiterbildung, Forschung und Entwicklung sowie Dienstleistungen zu ihren Kernkompetenzen. Das Departement Architektur, Holz und Bau (AHB) ist ein wichtiger Partner auf dem Parkett der Bauwirtschaft: In Burgdorf und Biel werden in sämtlichen Disziplinen der Bau- und Holzwirtschaft über 800 gefragte Nachwuchskräfte ausgebildet. Alle Studiengänge weisen sich durch Praxisnähe aus und ermöglichen nach Abschluss des Studiums einen raschen Einstieg ins Berufsleben. In Biel steht der Roh- und Werkstoff Holz im Mittelpunkt. Die seit über 20 Jahren erfolgreich durchgeführte Holzingenieurausbildung ist in der Schweiz einzigartig und geniesst in der Holzwirtschaft internationales Ansehen. Angegliedert an das Departement Architektur, Holz und Bau ist die Höhere Fachschule Holz Biel. Mit ihrem Angebot für Personen aus den Bereichen Holzbau, Schreinerei, Innenausbau und Holzindustrie runden sie ein breites Bildungsangebot ab.

Über die AVA-CO2 Schweiz AG

Das Biotechnologie-Unternehmen AVA-CO2 ist führend beim Einsatz hydrothermaler Prozesse zur stofflichen und energetischen Nutzung von Biomassen. Zum Leistungsangebot gehört ein patentiertes Verfahren zur großtechnischen Herstellung der biobasierten Plattformchemikalie 5-HMF (5-Hydroxymethylfurfural). Diese dient als erneuerbares Substitut für erdölbasierte Ausgangsstoffe in der chemischen und pharmazeutischen Industrie. Für die feinchemische Industrie produziert die Tochtergesellschaft AVA Biochem bereits heute hochreines 5-HMF. Das Unternehmen ist auch führend beim Einsatz der hydrothermalen Carbonisierung (HTC) zur effizienten Verwertung von Klärschlämmen und anderen biogenen Reststoffen sowie zur Herstellung von Hochleistungskohlenstoffen wie Pulveraktivkohle oder Carbon Black. Als Technologieführer ermöglicht das Unternehmen mit dem eigens entwickelten HTC basierten Verfahren AVA cleanphos auch wirtschaftliche Lösungen für die Phosphorrückgewinnung.

Das Schweizer Unternehmen mit Sitz in Zug und Tochtergesellschaften in der Schweiz und Deutschland hat im Oktober 2010 in Karlsruhe mit der HTC-0 die weltweite erste HTC-Demonstrationsanlage im industriellen Massstab in Betrieb genommen. Im Februar 2014 nahm mit der Biochem-1 die weltweit erste Anlage zur kommerziellen Produktion von 5-HMF den Betrieb auf.

Source

AVA-CO2, Pressemitteilung, 2016-03-21.

Supplier

AVA Biochem
AVA-CO2
Berner Fachhochschule (BFH)
Swiss Commission for Technology and Innovation (CTI)

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