Agrarpolitischer Beirat fordert Politikwende bei Bioenergie

BMELV-Gutachter kritisieren ineffiziente Schwerpunktsetzung

Der Wissenschaftliche Beirat Agrarpolitik beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und
Verbraucherschutz (BMELV) hat die deutsche Bioenergiepolitik mit deutlichen Worten kritisiert. In einem bereits im November verabschiedeten, jedoch erst im 24. Januar 2008 veröffentlichten Bericht stellen die Gutachter fest: “Dem Anspruch, die knappen Ressourcen auf die effizientesten Klimaschutzstrategien zu konzentrieren, wird die deutsche Bioenergiepolitik bisher nicht gerecht. Sie fördert (…) besonders jene Bioenergielinien, die relativ teuer und vielfach ineffizient sind.” Aus Sicht des Klimaschutzes sei es geboten, sich auf Energielinein wie die Biogaserzeugung auf Güllebasis, die kombinierte Strom- und Wärmeerzeugung auf Basis von Hackschnitzeln und die Co-Verbrennung von Hackschnitzeln bzw. Stroh in bestehenden Großkraftwerken zu konzentrieren. Die Erzeugung von Biodiesel und Bioethanol in Deutschland ermögliche dagegen nur eine sehr geringe Vermeidung vom Kohlendioxid-Äquivalenten (CO2äq).

Seiten_aus_GutachtenWBA.jpgNeben einer effizienteren Nutzung der Bioenergie empfiehlt der Beirat, Solar- und Windkraft stärker ins Zentrum der deutschen Energie- und Klimaschutzpolitik zu rücken und dabei den Fokus verstärkt auf Energieimport zu richten. Vieles spreche dafür, dass im Spektrum der regenerativen Energien langfristig die Solar- und die Windkraft eine dominierende Rolle einnehmen werden. Im Vergleich zur Solarenergie seien die Potenziale der Bioenergie auf Dauer relativ gering.

Die Gutachter raten der Politik, die Förderung schrittweise auf solche Bioenergie-Linien ausrichten, die nicht in Konkurrenz zur Nahrungsmittelproduktion stehen, zur Vermeidung von Methan-Emissionen aus Gülle beitragen oder besonders niedrige CO2äq-Vermeidungskosten bzw. ein sehr hohes CO2äq-Vermeidungspotenzial aufweisen.

Insgesamt kommt der Beirat zu dem Ergebnis, dass die deutsche Bioenergiepolitik grundlegend überdacht werden sollte. Er empfiehlt die Erzeugung von Bioenergie in wärmegeführten Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen bzw. Heizanlagen auf Basis von Hackschnitzeln sowie auf Basis von Biogas aus Gülle und Reststoffen in den Mittelpunkt der deutschen Bioenergiepolitik zu stellen. Die Beimischungsziele für Biokraftstoffe sollten zurückgenommen werden, und der NaWaRo-Bonus für Biogas sollte in andere Boni überführt werden.

Bei allem Veränderungswillen warnt der Beirat jedoch vor einer abrupten Kehrtwende. Der vorgeschlagene grundlegende Umbau der Bioenergiepolitik solle schrittweise erfolgen, damit die betroffenen Unternehmen sich anpassen können und einen ausreichenden Vertrauensschutz erfahren.

Weitere Informationen
Wissenschaftlicher Beirat Agrarpolitik beim Bundesministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (2007): Nutzung von Biomasse zur Energiegewinnung – Empfehlungen an die Politik. (PDF-Dokument, 2,1 MB)

(Vgl. Meldungen vom 2007-07-13, 2007-06-22 und 2007-01-11.)

Source

Bundesministerium für Ernährung, Landwirtchaft und Verbraucherschutz (BMELV), 2008-01-24.

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