Achema 2018: Bierbrauen – Braurückstände sollen nachhaltige Verwendung finden

Forscherteams aus Kaiserslautern wollen in einem europäischen Projekt herausfinden, wie Brauerei-Trester als Chemie-Rohstoff oder für die Pharmazie genutzt werden kann

Um die 104 Liter Bier hat jeder Deutsche 2016 im Schnitt getrunken. Beim Brauen des Gerstensafts fallen viele Rückstände an, europaweit kommen pro Jahr circa 400.000 Tonnen zusammen. Nur ein Teil davon wird als Tierfutter wiederverwertet. Wie dieser Abfall nachhaltig genutzt werden kann, zum Beispiel als Rohstoff für die Chemie-Industrie oder als Quelle für pharmakologische Wirkstoffe, daran arbeiten Forscherteams aus drei Fachbereichen an der Technischen Universität Kaiserslautern (TUK) in einem europäischen Projekt. Auf der Prozessindustrie-Messe Achema in Frankfurt stellen sie ihr Vorhaben vom 11. bis 15. Juni am Forschungsstand des Landes Rheinland-Pfalz (Halle 9.2, Stand A86a) vor. 

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Die Teams von Professor Dr. Roland Ulber (li.), Professorin Dr. Elke Richling und Professor Dr. Werner Thiel untersuchen, wie der Treber anderweitig Verwendung finden kann. Foto: TUK/Thomas Koziel

Beim Brauen setzen Hefen die im Malz enthaltenen Zucker während der Gärung zu Alkohol und Kohlendioxid um. Weitere Bestandteile aus dem Getreidemalz benötigen die Mikroorganismen, um zu wachsen und sich zu vermehren. Trotzdem fällt hierbei viel Abfall an. In diesen Rückständen, in Fachkreisen auch Treber genannt, stecken noch etliche wertvolle Inhaltstoffe. Hier setzt das Projekt an, an dem drei Arbeitsgruppen der TUK gemeinsam mit Kooperationspartnern forschen: Sie untersuchen, wie der Treber künftig nachhaltig und ressourcenschonend genutzt werden kann.

Bei Professor Dr. Roland Ulber im Lehrgebiet Bioverfahrenstechnik geht das Team um die Doktoranden Jens Weiermüller und Alexander Akermann der Frage nach, welche Substanzen anfallen, wenn die Brau-Rückstände weiter fermentiert werden. „Wir nutzen dazu verschiedene Mikroorganismen wie Pilze und Bakterien“, sagt Akermann. Bei diesen Prozessen fallen eine Vielzahl von chemischen Produkten an, wie etwa Milchsäure. Sie könnte zum Beispiel in Zukunft als Ausgangsstoff für Bioplastik für die Industrie dienen.

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Ranja Saynisch und Pascal Weingart. Foto: TUK/Thomas Koziel

In der Anorganischen Chemie beschäftigt sich das Forscherteam um Professor Dr. Werner Thiel und die Doktoranden Ranja Saynisch und Pascal Weingart mit den Fetten, die im Treber enthalten sind. „Sie enthalten beispielsweise zahlreiche ungesättigte Fettsäuren, die die Hefen bei der Gärung nicht brauchen“, sagt Thiel. Diese Stoffe möchten die Chemiker zunächst genauer identifizieren. In einem nächsten Schritt möchten sie daraus Produkte für die Industrie aufbereiten. „Aus den Fetten lässt sich etwa Glyzerin gewinnen, das zu Zwischenprodukten für die chemische Industrie umgewandelt werden kann“, fährt der Professor fort. „Aus den ungesättigten Fettsäuren kann man unter anderem Vorprodukte für die Kunststoffherstellung gewinnen. Dazu werden wir die nötigen Katalysatoren entwickeln.“

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Verena Kirsch und Alexander Akermann. Foto: TUK/Thomas Koziel

Das Team vom Fachgebiet Lebensmittelchemie und Toxikologie um Professorin Dr. Elke Richling mit den Doktorandinnen Daniela Becker und Verena Kirsch wird Substanzen als auch Extrakte, die unter anderem von Projektpartnern aus dem Treber gewonnen werden, auf ihre biologische Aktivität untersuchen. So werden diese zunächst hinsichtlich möglicher toxikologischer Wirkungen geprüft. „Wir müssen uns rückversichern, dass bei den Stoffen keinerlei Gefahr für die Gesundheit besteht“, sagt Kirsch. Darüber hinaus werden sie untersuchen, wie die Substanzen den Zuckerstoffwechsel des Menschen beeinflussen. „Es gibt einige Hinweise darauf, dass verschiedene Stoffe aus dem Treber die Aufnahme von Zucker ins Blut unterbinden“, sagt Becker weiter. „Wir werden uns anschauen, welchen Einfluss sie genau haben.“ Möglicherweise ließe sich mit den gewonnenen Erkenntnissen eines Tages der Glukosestoffwechsel beeinflussen. Dies ist bei der Behandlung von Diabetes von großer Bedeutung.

Am Projekt „BIOVAL – Implementierung einer Wertschöpfungskette auf Basis von Brauereirückständen “ sind neben der TUK die Saar-Uni sowie die Universitäten in Lothringen, Luxemburg und Lüttich sowie das belgische Unternehmen Celabor beteiligt. Der Europäische Strukturfond zur regionalen Entwicklung (EFRE) fördert es im Rahmen des Kooperationsprogramms „INTERREG V A Großregion 2014-2020“ mit 1,84 Millionen Euro. Das Gesamtbudget liegt bei über drei Millionen Euro.

Auf der Achema stellen die Teams der drei Arbeitsgruppen das Projekt vor.

Fragen beantworten:
Prof. Dr. Elke Richling
Lebensmittelchemie und Toxikologie
Tel.: 0631 205-4061
E-Mail: richling@chemie.uni-kl.de

Prof. Dr. Werner Thiel
Anorganische Chemie
Tel.: 0631 205-2752
E-Mail: thiel@chemie.uni-kl.de

Prof. Dr. Roland Ulber
Bioverfahrenstechnik
Tel.: 0631 205-4043
E-Mail: ulber@mv.uni-kl.de

Der Auftritt der Forscher der TU Kaiserslautern auf der Messe wird von Klaus Dosch vom Referat für Technologie und Innovation organisiert. Er ist Ansprechpartner für Unternehmen und vermittelt unter anderem Kontakte zur Wissenschaft.

 

Kontakt

Klaus Dosch
Tel. (auch während der Messe): 0631 205-3001
E-Mail: dosch@rti.uni-kl.de

Über die TU Kaiserslautern

Die TU Kaiserslautern ist die einzige technisch-ingenieurwissenschaftlich ausgerichtete Universität in Rheinland-Pfalz. Zukunftsorientierte Studiengänge, eine praxisnahe Ausbildung und eine moderne Infrastruktur sind die Rahmenbedingungen, die Studierende an der Campus-Universität vorfinden. Die TU Kaiserslautern wurde beim bundesweiten Wettbewerb “Exzellente Lehre” mit dem Exzellenz-Preis für Studium und Lehre ausgezeichnet. Damit stellt die TU den hohen Stellenwert ihrer Studienangebote unter Beweis. Darüber hinaus profitieren die Studierenden und Wissenschaftler von den zahlreichen international renommierten Forschungseinrichtungen, die im Bereich der angewandten Forschung eng mit der TU Kaiserslautern kooperieren.

Author

Katrin Müller

Source

Universität Kaiserslautern, Pressemitteilung, 2018-05-23.

Supplier

Institut Celabor
Technische Universität Kaiserslautern
Universität des Saarlandes
Université de Lorraine
Université du Luxembourg
University de Liège (BE)

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