Im Jahr 2003 haben die deutschen Biodiesel-Produzenten ca. 800.000 t Rapsmethylester (RME) abgesetzt, 30% an Tankstellen und 70% direkt an Speditionen. Aufgrund der durch die Befreiung von der Mineralölsteuer bedingten niedrigeren Preise gegenüber fossilem Diesel könnte die Nachfrage weiter auf ca. 1,6 Mio. t pro Jahr anwachsen. Zudem mischen Shell, DEA, BP und Aral ihrem konventionellen Diesel seit dem 1. Januar 2004 bis zu 5% RME bei. Denn auch sie zahlen auf diese 5% keine Mineralölsteuer.
Eigentlich ist dies eine ausgezeichnete Situation für die Biodiesel-Produzenten. Andererseits geraten ihre ökonomischen Kalkulationen zunehmend durcheinander. Angesichts hoher Rapspreise und guter Verdienstmöglichkeiten mit reinem Rapsöl (z.B. im Lebensmittelbereich) steigen die Rohstoffkosten. Zusätzlich ist den Herstellern ein Stützpfeiler ihrer Produktion weggebrochen: das Glycerin. Dieses Nebenprodukt der Veresterung lässt sich – wegen der großen Mengen – längst nicht mehr so gut absetzen wie ursprünglich vermutet.
Die Nevest AG, einer der größten deutschen Biodieselhersteller, hat wegen des Preisverfalls beim Glycerin inzwischen Insolvenz angemeldet. Statt des erwarteten Tonnenpreises von 1.000 EUR konnte Nevest das Glycerin gerade einmal für die Hälfte verkaufen. Als zudem technische Probleme in den zwei Großanlagen (jeweils 100.000 t/Jahr) in Rostock und Schwarzheide auftraten, entschloss man sich, trotz Förderung von Bund und Ländern sowie blendender Marktaussichten, für den Ökosprit nicht mehr zu investieren. (Vgl. Meldung vom 2003-12-24.)
Aber mit sinkendem Glycerinabsatz schrumpfen auch die ökologischen Vorteile von RME. Denn nur, wenn das pflanzliche Glycerin, das bei der Veresterung als Nebenprodukt anfällt, in großem Stil das Energie-aufwändige synthetische Glycerin ersetzt, spart RME gegenüber herkömmlichem Diesel eine nennenswerte Menge an Kohlendioxid.
Während die EU und Bundesregierung mit Biodiesel einen Beitrag zum Umwelt- und Ressourcenschutz leisten wollen, steht das Umweltbundesamt (UBA) dem Biodiesel wegen des hohen Flächen- und Düngemitteleinsatzes und dabei nur geringem Klimaschutzpotenzial äußerst kritisch gegenüber. (Vgl. Meldung vom 2003-10-27.)
Source
VDI nachrichten vom 2004-02-27.
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