Deutsche Papiersackindustrie: Bürokratieaufwand steigt weiter

Es wird zwar weiterhin hohen Wettbewerbs- und Regulierungsdruck geben, aber erste positive Signale bei einzelnen Herstellern deuten auf eine allmähliche Markterholung hin

© GemPSI

Die deutsche Papiersackindustrie verzeichnete im ersten Halbjahr ein Absatzplus von 7,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Trotz der herausfordernden wirtschaftlichen Rahmenbedingungen blickt die Branche zuversichtlich auf die kommenden Monate. Die Mitgliedsunternehmen der Gemeinschaft Papiersackindustrie e.V. (GemPSI) sehen zwar weiterhin hohen Wettbewerbs- und Regulierungsdruck, erkennen aber auch Chancen. Erste positive Signale bei einzelnen Herstellern deuten auf eine allmähliche Markterholung hin, die die Erwartungen für ein solides Geschäftsjahr stützt. Dies ergab eine aktuelle Umfrage unter den GemPSI-Mitgliedsunternehmen.

Von Januar bis Juni 2025 lieferte die deutsche Papiersackindustrie 7,8 Prozent mehr Papiersäcke aus als im ersten Halbjahr 2024. Besonders stark wuchsen die Segmente Diverse (z.B. Grünschnitt, +23,3 Prozent), Nahrungsmittel ohne Milchpulver (+21,9 Prozent), Saatgut (+20,8 Prozent) und Futtermittel (+18,2 Prozent). Die Nachfrage nach Papiersäcken für Chemikalien stieg um 5,7 Prozent, für Mineralien um 5,3 Prozent und für Zement um 4,7 Prozent. In den Marksegmenten Baustoffe (+1,9 Prozent) und Milchpulver (+0,2 Prozent) stieg der Absatz nur geringfügig. Im europäischen Vergleich behauptet die deutsche Papiersackindustrie auch im ersten Halbjahr 2025 den zweiten Platz.(1)

Befriedigende Geschäftslage bei leichter Erholung

Die GemPSI-Mitgliedsunternehmen stufen ihre Geschäftslage im ersten Halbjahr 2025 mit einem Durchschnittswert von 3 Punkten(2) als befriedigend ein. Die Hälfte der Befragten meldete einen gleichbleibenden Auftragseingang, ein Drittel einen ansteigenden Auftragseingang und die verbleibenden Unternehmen rückläufige Zahlen im Vergleich zu Vorjahr. Vor allem ein guter Auftragseingang im ersten Quartal wirkte sich positiv aus. Dafür machen die GemPSI-Mitgliedsunternehmen einen ansteigenden Bedarf einzelner Kunden verantwortlich. Mit dieser leichten Erholung bewegt sich die deutsche Papiersackindustrie in einem weiterhin anspruchsvollen Umfeld, das von intensiverem und inflationsgetriebenem Kostendruck und hohen regulatorischen Anforderungen geprägt ist. Zugleich sind jedoch kleine Lichtblicke im europäischen Umfeld erkennbar: So verzeichnet die Bauwirtschaft, ein wichtiger Abnehmermarkt für die deutsche Papiersackindustrie, in Teilen Europas wieder steigende Produktionszahlen. Auch die Chemieindustrie startete besser als erwartet in das Jahr 2025, und neue Geschäftsfelder wie Batteriematerialien und Recycling eröffnen Wachstumsperspektiven, die zukünftig zu einer nachhaltigen Erholung beitragen könnten.

Regulatorische Unsicherheiten beschäftigen Sackhersteller und deren Kunden

Als große Herausforderungen der ersten Jahreshälfte nennen die Unternehmen regulatorische Unsicherheiten. Insbesondere die EU-Entwaldungsverordnung (EUDR), die EU-Verpackungsverordnung (PPWR) sowie die verschiedenen Lieferkettengesetze werfen für die Umsetzung noch viele Fragen auf. Auch seitens der Kunden machte sich dies durch eine große Anzahl an Anfragen und Fragebögen rund um Nachhaltigkeitsthemen bemerkbar. Für zusätzliche Unsicherheiten sorgten die Diskussion um US-Zölle, die den internationalen Handel verteuern und die Absatzchancen der europäischen Papiersackindustrie beeinträchtigen sowie hoher Wettbewerbsdruck für Chemieprodukte durch chinesische Chemieunternehmen, die zu einem weiteren Produktionsrückgang in Europa führen könnten. Einige der befragten Unternehmen belastete ein hoher Krankenstand, der nicht nur die Produktionsfähigkeit beeinflusste, sondern auch zu einem erhöhten Verwaltungsaufwand führte.

Offene Prognosen für das zweite Halbjahr 2025

Für die zweite Jahreshälfte gehen zwei Drittel der Unternehmen von einer stabilen Entwicklung aus, ein Drittel rechnet mit leichtem Wachstum. Im Durchschnitt liegen die Geschäftsaussichten mit 3,17 Punkten(3) auf ähnlich befriedigendem Niveau wie im ersten Halbjahr. Bei den Umsätzen gehen die Erwartungen auseinander: Je ein Drittel prognostiziert verhaltene bis deutliche Zuwächse, stabile Zahlen oder Rückgänge. Die meisten Papiersackhersteller erwarten einen Zuwachs in den Marktsegmenten Nahrungsmittel ohne Milchpulver und Futtermittel. In den anderen Bereichen glauben sie an eine Entwicklung auf gleichbleibendem Niveau. 

Allmähliche Erholung erhofft – Bürokratie als Wachstumseinschränkung

Die GemPSI-Mitglieder sehen neben einzelnen Unsicherheiten auch Chancen für die Branche. Zwar bleiben eine komplexe Regulierung und ein hoher administrativer Aufwand Themen, die weiterhin beobachtet werden müssen. Auch mögliche Belastungen durch neue Zölle oder geopolitische Spannungen stehen dabei im Fokus. Gleichzeitig eröffnen sich positive Perspektiven: Eine allmähliche Erholung der Konjunktur, steigende Investitionen in Bau- und Chemieanwendungen sowie mehr Klarheit bei der Auslegung der europäischen Verpackungsgesetzgebung könnten die Rahmenbedingungen für das nächste Jahr spürbar verbessern. Darüber hinaus geben effektivere Prozesse und innovative Lösungen Einblicke in zukunftsorientierte Ansätze. Viele deutsche Papiersackhersteller hoffen, dass diese Entwicklungen den Markt im kommenden Jahr stabilisieren und zusätzliche Wachstumsimpulse setzen werden. 

Die Zusammenstellung der Inhalte des Branchen-Updates erfolgte mithilfe eines Fragebogens. Die Umfrage wurde Anfang bis Mitte September 2025 durchgeführt. 

(1) EUROSAC Statistik Juni 2025, August 2025

(2) Bewertung anhand einer Punkteskala von 1 „sehr gut“ bis 5 „sehr schlecht“

(3) Bewertung anhand einer Punkteskala von 1 „sehr gut“ bis 5 „sehr schlecht“

Source

Gemeinschaft Papiersackindustrie e.V., Pressemitteilung, 2025-10-08.

Supplier

Gemeinschaft Papiersackindustrie e.V. (GemPSI)

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