
Im Jahr 2024 wurden weltweit rund 120 Millionen Tonnen Kleidung entsorgt – genug, um mehr als 200 Olympiastadien zu füllen. Etwa 80% davon landeten auf Deponien oder in Verbrennungsanlagen, nur 12% wurden wiederverwendet, und weniger als 1% zu neuen Textilfasern recycelt. Diese Zahlen stammen aus der Analyse „Spinning Textile Waste into Value“ (BCG, August 2025) und verdeutlichen die Dimension der globalen Textilabfallkrise. Ein erheblicher Teil dieses Abfalls: Polyester, der wichtigste Rohstoff in Textilien und Verpackungen – bislang jedoch kaum recycelbar.
Genau hier setzt matterr an: Das Recyclingunternehmen siedelt sich im Werksteil Hürth des Chemieparks Knapsack an und wird dort eine kleinindustrielle Depolymerisationsanlage mit einer Jahreskapazität von rund 10.000 Tonnen bauen. Diese erste industrielle Anlage markiert einen wichtigen Schritt hin zu einer fossilfreien, kreislauforientierten PET-Industrie. In der neuen Anlage sollen rund 30 Menschen arbeiten.
Innovative Recycling-Technologie für Polyester-Abfälle
Das patentgeschützte Depolymerisationsverfahren von matterr verarbeitet komplexe, gemischte PET-Abfälle – wie Mischgewebe und mehrschichtige Verpackungen – unter atmosphärischem Druck in seine ursprünglichen Primärstoffe. Nach einer Aufreinigung können diese in bestehenden Polyester-Produktionsanlagen zu neuwertigen Produkten verarbeitet werden und dabei fossile Rohstoffe aus petrochemischen Verfahren vollständig ersetzen. Für seine Produktion wird das Unternehmen in Knapsack die vorhandene Verbundstruktur nutzen und einzelne Stoffe von Anlagenbetreibern vor Ort beziehen.
„Der Chemiepark Knapsack ist für uns der ideale Standort: Mit seinem klaren Fokus auf die Förderung der Kreislaufwirtschaft passt er hervorragend zu unserem Ansatz“, sagt Melanie Hackler, CEO von matterr. „Gemeinsam mit YNCORIS schaffen wir hier die Basis für eine zukunftsorientierte, kreislaufbasierte PET-Industrie unabhängig von fossilen Rohstoffen. Gleichzeitig wollen wir beweisen, dass unser Ansatz ökonomisch tragfähig ist und neue Maßstäbe für nachhaltige Lieferketten in diversen Industrien setzen kann.“
Transformation schreitet voran
Der Chemiepark Knapsack entwickelt sich seit einigen Jahren in Richtung Kreislaufwirtschaft. matterr ist bereits das dritte Unternehmen am Standort, das sich dem Thema Recycling widmet.
„Unser Plan war und ist es, im Chemiepark Knapsack Prozessanlagen anzusiedeln, die mit nachhaltigen Produktionen den Stoffverbund erhalten und die lokale Kreislaufwirtschaft stärken“, sagt Ralf Müller, Vorsitzender der Geschäftsleitung YNCORIS, die den Chemiepark betreibt. „matterr passt mit seiner großen Expertise und seiner fortschrittlichen Lösung ausgezeichnet zum Standort.“
Im letzten Jahr sicherte sich bereits LyondellBasell eine große Fläche im neuen Werksteil Hürth-Süd, um dort ein integriertes Recycling- und Weiterverarbeitungszentrum für Kunststoffabfälle zu bauen. Schon seit April 2021 recycelt Palurec in einer Anlage im Chemiepark Knapsack erfolgreich Getränkekartons. Zudem wird im Ersatzbrennstoffkraftwerk, das seit 2009 besteht, aus nicht mehr recycelbaren Abfällen Dampf gewonnen, der wiederum ein wichtiger Bestandteil der Produktion am Standort ist.
Für Christoph Kappenhagen aus der Geschäftsleitung von YNCORIS ist matterr ein Paradebeispiel für industrielle Nachhaltigkeit: „Die Ansiedlung zeigt, dass wir an diesem traditionsreichen Standort niemals stehenbleiben, sondern die strategische Weiterentwicklung aktiv mitgestalten. Wir wollen den Menschen hier eine langfristige Perspektive bieten. Dazu setzen wir auf technologische Innovation und eine enge Zusammenarbeit mit den Unternehmen im Chemiepark Knapsack.“
Fortschritt für Kreislaufwirtschaft und Industrie
Mit der neuen Anlage will matterr beweisen, dass fossilfreie Kreislaufwirtschaftslösungen im industriellen Maßstab funktionieren und einen neuen Standard für nachhaltige Lieferketten in diversen Industrien setzen.
Für Benjamin Rump, COO von matterr, liegt die große Herausforderung nach wie vor darin, ein effizientes und skalierbares Recyclingverfahren umzusetzen: „Genau das haben wir bei matterr entwickelt. Mit der neuen Industrieanlage zeigen wir, dass unser Depolymerisationsverfahren im großtechnischen Maßstab funktioniert – zuverlässig und mit hoher Prozessstabilität. Dabei profitieren wir von der Erfahrung von YNCORIS, die uns beim Aufbau und der Anbindung an die Infrastruktur unterstützt. Diese Partnerschaft ist ein entscheidender Faktor für den erfolgreichen Schritt vom Pilotmaßstab zur industriellen Umsetzung.“
Unterstützt wird das Projekt durch 30 Mio. € EFRE/JTF-Fördermittel des Landes NRW im Rahmen „Produktives.NRW“ – ein starkes Signal für nachhaltige Industriearbeitsplätze, Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft created in NRW. Gesellschafterstruktur mit starker Wirkung matterr wird getragen von starken Partnern aus Industrie, Impact-Kapital und Markenwelt:
- Die gemeinnützige Stiftung cooldown°earth bringt Klimaschutz und gesellschaftliche Verantwortung zusammen. „Diese Partnerschaft zeigt, wie öffentliche Mittel und gemeinwohlorientiertes Kapital gemeinsam Infrastruktur für echte Kreislaufwirtschaft aufbauen können,“ so die Stiftung.
- Bingo Germany verlängert durch internationalen Second-Hand-Handel den Lebenszyklus von Textilien und schließt mit matterr nun auch den Kreis für nicht mehr nutzbare Materialien.
- BESTSELLER, eines der größten europäischen Modeunternehmen mit Marken wie Jack & Jones, Vero Moda, Only oder Selected, investiert über Invest FWD gezielt in Technologien wie matterr, um Polyesterkreisläufe in der Modeindustrie zu schließen.
Über matterr GmbH
matterr ist ein Technologieunternehmen im Bereich des chemischen Polyester-Recyclings. Mithilfe eines innovativen Depolymerisationsverfahrens verarbeitet das Unternehmen gemischte PET-Abfälle – darunter Polyestertextilien und mehrschichtige Verpackungen – in seine Grundbausteine Terephthalsäure und Ethylenglykol. Diese werden gereinigt und in bestehenden Anlagen zu hochwertigem Polyester neu polymerisiert.
Damit schafft matterr die Grundlage für eine echte Kreislaufwirtschaft, in der Abfälle als Ressource genutzt und fossile Rohstoffe dauerhaft ersetzt werden. Nach erfolgreicher industrieller Skalierung soll die Technologie auch anderen Märkten über Lizenzmodelle zugänglich gemacht werden, um eine schnelle und breite Anwendung zu ermöglichen. Ziel ist es, Polyester zur unendlichen Ressource zu machen – technologisch fundiert, ökologisch wirksam und industriell skalierbar. Weitere Informationen finden Sie unter www.matterr.de
Über YNCORIS
YNCORIS ist als einer der führenden Industriedienstleister der ideale Partner für die chemisch-pharmazeutische Industrie. Ob Planen, Bauen, Betreiben oder Instandhalten, wir entwickeln mit 1200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie 100 Auszubildenden für jede Herausforderung eine passende Lösung. Mit der Energie eines jungen Unternehmens, das auf Know-how aus über hundert Jahren Industrie-Erfahrung zurückgreifen kann, sorgen wir für das optimale Umfeld für eine zukunftssichere Produktion. Dazu verfügen wir neben unserem Hauptsitz in Hürth, deutschlandweit über weitere Standorte in Dormagen, Duisburg, Düren, Köln, Krefeld und Leverkusen. Unsere Leistungen reichen von der Planung über den Bau bis hin zum effizienten und rechtssicheren Betrieb sowie der zukunftsorientierten Instandhaltung von Anlagen. So helfen wir unseren Kunden, heute und morgen im Markt erfolgreich zu sein. Weitere Informationen finden Sie unter www.yncoris.com
Source
YNCORIS und matterr, gemeinsame Pressemitteilung, 2025-09-02.
Supplier
Chemiepark Knapsack
matterr
YNCORIS
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