Biologisch abbaubare Biopolymere aus Prozesswasser

ESKA, Mitglied der RDM-Gruppe, und Paques Biomaterials wollen biobasierte, biologisch abbaubare Biopolymere aus Prozesswasser der Papierherstellung entwickeln. Die Unternehmen haben eine Vereinbarung über die Entwicklung der weltweit ersten PHA -Biomasseanlage im großen Maßstab unterzeichnet

Die Anlage wird Prozesswasser aus der Verarbeitung von Altpapier nutzen, um Biomasse zu erzeugen, aus der PHA1 extrahiert werden kann. Diese Kreislauflösung liefert einen Rohstoff für biobasierte, biologisch abbaubare Biopolymere, die von Verpackungen bis hin zu Medikamenten eingesetzt werden können. Die Anlage wandelt somit Abfallmaterial in eine wertvolle Ressource um und könnte als Modell für andere Papierfabriken dienen.

Brian Oost, Leiter des Geschäftsbereichs Vollpappe bei Eska, und René Rozendal, Mitbegründer von Paques Biomaterials, unterzeichneten die Absichtserklärung für die erste großtechnische PHA-Anlage aus Papierprozesswasser.
Brian Oost, Leiter des Geschäftsbereichs Vollpappe bei Eska, und René Rozendal, Mitbegründer von Paques Biomaterials, unterzeichneten die Absichtserklärung für die erste großtechnische PHA-Anlage aus Papierprozesswasser. © Paques Biomaterials

Hintergrund:

Die Papierindustrie steht oft in direkter Konkurrenz zu den Herstellern von Kunststoffverpackungen, aber der niederländische Hersteller von Vollpappe ESKA, der zur RDM-Gruppe gehört, entwickelt nun selbst ein nachhaltiges Material, das für Verpackungen verwendet werden kann.

Organisches Material, das im Prozesswasser aus der Herstellung von ESKA-Karton in seinem Werk in Hoogezand im Nordosten der Niederlande enthalten ist, wird von dem ebenfalls niederländischen Unternehmen Paques Biomaterials zur Herstellung eines Biopolymers verwendet. Dieses Biopolymer, PHA genannt, hat den doppelten Vorteil, dass es sowohl biobasiert als auch biologisch abbaubar ist.

Viele Papierhersteller – insbesondere von Wellpappenrohpapieren für Wellpappenverpackungen – verwenden immer mehr Stärke, um die Festigkeit ihrer Produkte zu erhalten. Diese Stärke (die zu einem großen Teil aus Kartoffeln stammt) wird im Prozesswasser von Fabriken aufgelöst, die recycelte Karton/Pappe als Rohstoff verwenden. Die ESKA-Vollpappefabrik in den Niederlanden ist ein solcher Betrieb, und in ihrem hochmodernen geschlossenen Wasserkreislaufsystem hat sich der erhöhte Stärkegehalt auf den Betrieb ausgewirkt.

Suche nach einer Kreislauflösung

Die RDM-Gruppe hat unter der Leitung des niederländischen Teams in den letzten 10 Jahren in Zusammenarbeit mit Paques Biomaterials an der Lösung dieser Probleme gearbeitet und eine Kreislauflösung entwickelt. In einer neuen Anlage wird das Prozesswasser in einer Reihe von biologischen Reaktoren fermentiert und belüftet, um eine bestimmte Art von Biomasse zu bilden, die dann zu einem Pulver getrocknet wird. Das behandelte Wasser wird in die Papierfabrik zurückgeführt. Der Trocknungsprozess nutzt die Wärmeenergie, die aus der Bioaktivität selbst gewonnen wird, und überschüssige Energie kann in die Papierfabrik zurückgeführt werden.

Paques Biomaterials wird dieses Biomassepulver dann abtransportieren und in schätzungsweise 2.000 Tonnen pro Jahr – oder 70 Lastwagenladungen – PHA (Polyhydroxyalkanoat) umwandeln. PHA ähnelt in Aussehen, Haptik und Leistung den aus fossilen Brennstoffen hergestellten Kunststoffen. Da es aus einer erneuerbaren, biobasierten Ressource stammt und sowohl biologisch abbaubar als auch kompostierbar ist, bietet PHA die Möglichkeit einer nachhaltigen Alternative zu herkömmlichen, biologisch nicht abbaubaren Kunststoffen.

PHA eignet sich nicht nur für Lebensmittel- und Getränkeverpackungen, sondern hat auch das Potenzial, als biologisch abbaubare Barrierebeschichtung oder Klebstoff in den eigenen Recyclingkartonprodukten der RDM-Gruppe eingesetzt zu werden, was die Kreislauffähigkeit der Geschäftstätigkeit des Unternehmens erhöht.

Nächste Schritte

Nach dem erfolgreichen Abschluss des Pilotprojekts zur Herstellung von PHA wird ein spezielles Joint Venture gegründet, um die Machbarkeitsstudie für das industrielle Geschäft abzuschließen und die erforderlichen Genehmigungen zu beantragen. Wenn sich das Konzept als erfolgreich erweist und die Genehmigungen erteilt werden, wird die Anlage bis 2027 in Betrieb gehen.

Statements

„Als B Corporation2 betrachten wir alles, was wir tun, um Kreislauflösungen zu finden, die wirklich gut für die Gesellschaft sind. Durch den Bau der weltweit ersten industriellen Wasserreinigungsanlage, die sowohl Prozesswasser reinigt als auch PHA produziert, wird unser Prozesswasser, das zuvor wertlos war, zu einem wertvollen organischen Abfallstrom. Wenn das erzeugte PHA dann in unseren eigenen Produkten als biologisch abbaubare Barrierebeschichtung und/oder Klebstoff verwendet werden kann, dann ist das Kreislaufwirtschaft vom Feinsten“, sagt Bert Bodewes, ESKAs Manager, Corporate Social Responsibility.

„Der Bau der ersten PHA-Biomasseanlage in vollem Umfang ist eine weltweite Premiere in der PHA-Industrie, aber auch in der Papierindustrie“, sagt René Rozendal, Mitbegründer von Paques Biomaterials. „Durch die Herstellung von PHA im Prozesswasser kann man mit der Wasseraufbereitung einen Mehrwert schaffen. Darüber hinaus ist es besonders interessant für Unternehmen, die wie ESKA an Lösungen arbeiten wollen, bei denen keine Flüssigkeiten in die Umwelt gelangen.“

Quellen:

1 Polyhydroxyalkanoates (PHAs) are sustainable biopolymers derived from microbial synthesis. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0734975024000144

2 B Corp Certification is a designation that a business is meeting high standards of verified performance, accountability, and transparency on factors from employee benefits and charitable giving to supply chain practices and input materials. https://www.bcorporation.net/en-us/certification/

Source

Wochenblatt Papierfabrikation, 2024-11-07.

Supplier

B Corporation
ESKA
Paques Biomaterials BV

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