Am Montag, den 05. Juli tagte in Würzburg auf der Festung Marienberg das 12. C.A.R.M.E.N.-Symposium unter dem Titel “Biomasse und Sonne – konsequenter Klimaschutz”. 180 Teilnehmer aus dem In- und Ausland informierten sich über die Instrumente und Potenziale, die für die Einsparung des Klimagases CO2 vorhanden sind.
Gemeinsames Fachplenum
Das Fachplenum eröffnete Franzjosef Schafhausen vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit mit dem Referat “Rahmenbedingungen für den Klimaschutz auf europäischer Ebene”. Klimaschutz sei auch aus volkswirtschaftlichen Gründen geboten, da Aktionen zu einem späteren Zeitpunkt, wenn sich der Treibhauseffekt bereits massiv bemerkbar mache, immer die Gefahr von Kapitalvernichtung mit sich bringe, betonte Schafhausen.
Verena Köln von der KfW Bankengruppe, Frankfurt, stellte “KfW-Förderprogramme zur Erreichung der deutschen Klimaschutzziele” vor. Das Programm zur Förderung Erneuerbarer Energien biete zinsgünstige Kredite und ggf. Teilschulderlasse aus Mitteln des Bundes. Bis Ende 2003 wurden hierüber Darlehen in Höhe von 60 Mio. Euro zugesagt, der größte Anteil sei auf Biogas- und Biomasseanlagen entfallen, so Köln.
Über “Güteschutz bei solaren Kombinationsanlagen” referierte Jan Kai Dobelmann von der Deutschen Gesellschaft für Sonnenenergie e.V. (DGS), dem Kooperationspartner des C.A.R.M.E.N.-Symposiums. Mache ein Bauherr den Inhalt des RAL-Güteschutzes Solar bei der Beauftragung seiner Solarenergieanlage zum Vertragsbestandteil, schreibe er einklagbare Lieferbedingungen fest, so Dobelmann.
Energetische Nutzung Nachwachsender Rohstoffe
Ruedi Bühler von Umwelt + Energie, Maschwanden/Schweiz, präsentierte das “Qualitätsmanagement für Holzheizwerke”. Im Zentrum dieses Systems stehen Planung, Bau und Betrieb von Holzheizungen zur Versorgung größerer Wärmeabnehmer.
Dr. Heiko von Brunn von der Arbeitsgemeinschaft für Wärme und Heizkraftwirtschaft, Frankfurt, ging auf die “Organisationssicherheit in Biomasseheiz(kraft)werken durch Betriebshandbücher” ein. Handbücher mit Vorgaben über die Ablauforganisation können einen störungsfreien Betriebsablauf gewährleisten und bei rechtlichen Ansprüchen zur Unterstützung der Betreiber dienen.
Sebastian Kilburg von C.A.R.M.E.N. stellte sein Projekt “Vertikaler und horizontaler Betriebsvergleich für Biomasseheizwerke” vor. Dieser Vergleich basiere auf der Auswertung jährlicher Betriebsberichte von geförderten Biomasseheizwerken in Bayern und beinhalte u.a. Kennwerte für die Volllaststunden des Biomassekessels, den Biomasseanteil an der jährlichen Wärmeproduktion und die Wärmegestehungskosten, so Kilburg.
Wolfgang Kugler von der Bayerischen Landesbank, München, hielt zunächst das Referat “Ablauf von Klimaschutzprojekten” und vertrat anschließend den erkrankten Dr. Michael Lange von der Commodity Services GmbH in München, einer Tochter der Landesbank, mit dem Vortrag “Beispiele für die Nutzung projektbasierter Mechanismen”. Durch das Kyoto-Protokoll wurden völkerrechtlich verpflichtende Reduktionsziele für die Industriestaaten geschaffen. Das Ziel dieser Klimarahmenkonvention sei, die Treibhausgaskonzentration auf einem Niveau zu stabilisieren, welches eine gefährliche Störung des Klimasystems ausschließe, erklärte Kugler. Das Kyoto-Protokoll sehe vor, dass die so genannten Signatarstaaten einen Teil ihrer Reduktionsverpflichtungen über die Nutzung flexibler Instrumente erfüllen könnten. Da Treibhausgase eine globalschädigende Wirkung hätten, spiele es keine Rolle, wo Emissionen vermieden würden. Entscheidend sei, dass es zur angestrebten Reduzierung komme und den beteiligten Parteien die Möglichkeit zugestanden werde, die Emissionen zu den geringsten Kosten zu vermeiden.
“Rechtliche Aspekte projektbasierter Mechanismen” behandelte Uwe Erling von der Sozietät Nörr Stiefenhofer Lutz aus München. Er erklärte die Voraussetzungen, unter denen CO2-Reduktionsgutschriften aus Klimaschutzprojekten im Ausland in das EU-Emissionshandelssystem eingeführt werden können.
Produkte aus Nachwachsenden Rohstoffen
Im stofflichen Fachblock wurden “Neueste Entwicklungen in der Europäischen Union” von Dietrich Wittmeyer, ERRMA, Brüssel, vorgestellt. Die Fülle der Bereiche, in denen bereits Nachwachsende Rohstoffe eingesetzt würden, erscheine beachtlich, erklärte Wittmeyer und benannte dazu Schmiermittel, Hydrauliköle, Tenside, Lacke und andere Produkte. Zwar sei ihre Menge im Vergleich zu eingesetzten Rohstoffen auf Erdölbasis eher bescheiden, doch sie hätten im Hinblick auf ihre technischen Funktionen internationale Wettbewerbsvorteile, da sie bei der im Kyoto-Protokoll geforderten Reduktion von CO2-Emissionen helfen.
“CO2-Minderung: Kommunale Maßnahmen” hieß das Referat von Dr. Gerhard Urbainczyk von der Landeshauptstadt München. Die Stadt verfolge eine engagierte lokale Klimaschutzpolitik, die u.a. auf Förderprogrammen und Öffentlichkeitsarbeit basiere. Seit einigen Jahren würde auch ein regelmäßiges CO2-Monitoring zur Erfolgskontrolle durchgeführt.
“CO2-Senken: Praxisbeispiel Straßenbau” präsentierte Dr. Johann Bleier von der österreichischen Firma Vialit Asphalt Ges.m.b.H. RapsAsphalt sei ein Produkt, das hervorragend für die Oberflächenbehandlung von Straßen geeignet sei, erklärte Bleier. Damit könne ein bedeutender Teil des erdölbasierten Bitumens durch Rapsöl ersetzt werden. Gleichzeitig diene RapsAsphalt als Senke für CO2, da Asphalt über viele Jahrhunderte nicht verrotte.
“Innovative abbaubare Produkte auf Basis Nachwachsender Rohstoffe” erläuterte Dr. Jürgen Demeter von der BASF, Ludwigshafen. Biologisch abbaubare Werkstoffe auf Basis Nachwachsender Rohstoffe könnten einen signifikanten Beitrag zur Einsparung von fossilen Rohstoffen leisten. Sie fänden in Bereichen Anwendung, wo ihre Abbaubarkeit besondere Vorteile mit sich bringe, z.B. bei kompostierbaren Mulchfolien, Blumentöpfen oder Bio-Abfallbeuteln.
“Hochleistungsschmierstoffe aus der Natur” stellte Rolf Luther von der Fuchs Petrolub AG, Mannheim, vor. Umweltverträgliche Schmierstoffe hätten noch immer einen bescheidenen Marktanteil. Haupthemmnisse seien der höhere Preis im Vergleich zu Mineralölen und die ungenügende Kenntnis über diese Produkte. Für Europa wurde eine Initiative gestartet, um ein einheitliches EU-Umweltzeichen für Schmierstoffe zu schaffen und neue Märkte zu erschließen.
Vortragsthema von Johannes Götte von der G&G Naturpark GmbH, Borgentreich-Körbecke, war “Porosierungsstoff aus Mais für Ziegel”. Götte präsentierte ein Projekt, das die Dämmfähigkeit von Ziegeln durch Zugabe von geschäumtem Maisschrot erhöht. Gewöhnlich werden der Tonmasse für Ziegel Polystyrolkügelchen (Styropor) beigemischt, die während des Brennens verdampfen und Benzol freisetzen. Wird preisgünstiges Maisschrot zu Kügelchen aufgeschäumt, kann es Styropor ersetzen, endliche Ressourcen schonen und Benzolemissionen vermeiden.
Exkursionen am 6. Juli
Am zweiten Symposiums-Tag standen Exkursionen auf dem Programm. Die Teilnehmer wählten zwischen der Besichtigung einer RapsAsphalt-beschichteten Straße und einer Rapsmühle, dem Biomasseheizwerk Münsterschwarzach und der ORC-Technik der Heizzentrale Neckarsulm sowie der Solaranlage in der Bayerischen Landesanstalt für Weinbau und Gartenbau, Veitshöchheim, und der Besichtigung von 3-Liter-Häusern mit Solaranlage.
Infos: Der Tagungsband zum Symposium ist für 20,– Euro (zzgl. MwSt. und Versand) bei C.A.R.M.E.N. erhältlich.
C.A.R.M.E.N. e.V.
Schulgasse 18
94315 Straubing,
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Internet: www.carmen-ev.de
Source
Pressemitteilung des C.A.R.M.E.N. e.V. vom 2004-07-06.
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